In der rund 1400-jährigen islamischen Geschichte wurde der Islam nicht nur als eine Religion, sondern auch als ein Staat verstanden. Diesem Staat lag das "islamische Gesetz" - die Scharia - als Grundlage vor. Wenn man bedenkt, dass nur wenige von den 6236 Versen im Koran rechtsrelevant sind, stellt sich die Frage, ob der Koran hierfür als Quelle ausreichend ist.
Dieses Seminar soll einen kurzen Einblick in die Entstehung und Entwicklung des spezifisch islamischen Rechts, genannt Fiqh, gewähren. Anhand ausgewählter Beispiele werden die unterschiedlichen Rechtsmeinungen und die verschiedenen Wege zu diesen Entscheidungen thematisiert. In diesem Zusammenhang werden die Quellen des Islams und das islamische Normenlehre überprüft, inwieweit sie als statisch-dogmatisch oder dynamisch-rationell zu verstehen sind. Abschließend kann gemeinsam auf die Frage eingegangen werden, ob das Tor des Idschtihads - die eigenständige Urteilsbemühung - seit Jahrhunderten versiegelt ist oder nie verschlossen war.
- Kursleiter*in: Kadir Sanci