Polonistik

Bereits zum vierten Mal findet ein polonistisches Projektseminar in Zusammenhang mit einer universitätsübergreifenden Initiative der Karl Dedecius Stiftung in Frankfurt (Oder)/Slubice zum Thema „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog” statt. Studierende aus insgesamt 10 Universitäten in Polen und Deutschland werden sich in diesem Jahr an dem Projekt „Wislawa Szymborska und die Rezeption ihrer Texte” beteiligen.

Das Projektseminar ist in zwei Bereiche unterteilt: Blockseminare in Potsdam im April/Mai und dreitägiger Workshop in Slubice und Frankfurt/Oder vom 02.06.-05.06.2024.

Alle beteiligten Gruppen arbeiten in Tandems. Unsere Studierenden bilden ein Tandem mit den Studierenden aus Poznan. Das gemeinsam für den Workshop vorzubereitende Thema lautet: „Szymborskas Dichtung in der Musik” und wird deshalb in den Blockseminaren einen Schwerpunkt bilden. Die Vertonungen lyrischer Texte reichen von „klassischen” Liedermacher-Interpretationen, über Jazzmusik bis zum Pop-Hit (Sanah 2023). Das erarbeitete Material werden Sie gemeinsam mit den Studierenden in Poznan in einer frei zu wählenden Form in einem Teil des Workshops in Slubice präsentieren.

Eine zweite Aufgabe für Sie im Blockseminar ist, einen Teil eines Ausstellungstextes zu übersetzen. Die Szymborska-Stiftung hat anlässlich des 100. Geburtstages der Dichterin (2023) eine Ausstellung gezeigt, die nun auch an ausgewählten Orten in Deutschland zu sehen sein soll. Für dieses Projekt übersetzen Sie gemeinsam mit den Studierenden aus Poznan Informationen, Selbstaussagen der Dichterin, Fotoerläuterungen zum Leben und Wirken Szymborskas nach der Nobelpreisverleihung. In Slubice fügen Sie dann mit den anderen Tandems den gesamten Ausstellungstext zusammen.

Die Veranstalterinnen des Workshops in Slubice halten neben den bereits genannten Programmteilen ein überaus abwechslungsreiches und vielfältiges Angebot an Veranstaltungen für Sie bereit – einen halbtägigen Workshop mit den Preisträger:innen des Karl-Dedecius-Preises 2022 (Elzbieta Kalinowska und Andreas Volk), einen Einblick in das Karl-Dedecius-Archiv sowie ein interessantes Freizeitprogramm


Die Lyrikerin Wislawa Szymborska mochte die Stille, scheute Öffentlichkeit und liebte es, als humorvolle Gastgeberin im kleinen Kreis zu agieren. Ihr lyrisches Werk mit ca. 300 Gedichten ist überschaubar und dennoch erhielt sie 1996 den Nobelpreis für Literatur. Bei der Verleihung in Stockholm hielt sie die bis dahin kürzeste Rede anlässlich einer Nobelpreisverleihung für Literatur und verriet, dass Inspiration „aus einem fortwährenden ,Ich weiß nicht‘” entstehe. Ihre Gedichte, die sie in mehr als fünf Jahrzehnten niederschrieb, lassen sich nicht mit einem poetischen Konzept fassen, was immer wieder Neugierde und Interesse an ihrer Lyrik weckt.

Anlässlich des 100. Geburtstages Wislawa Szymborskas im vergangenen Jahr sind mehrere biografische Arbeiten erschienen sowie eine Gesamtausgabe ihrer Gedichte – Material, mit dem wir uns im Seminar unter verschiedenen Fragestellungen beschäftigen werden. Weniger bekannt, doch nicht weniger spannend sind Szymborskas kreative Ausflüge in die „kleinen Formen”: Limerick (auch Haiku) und die „wyklejanki” (vor allem als Postkarten), die wir ebenfalls im Seminar thematisieren werden.