Jüdische Studien

Mit einer Gedichtveröffentlichung von Esther Gad beginnt 1790 die weibliche deutsch-jüdische Literatur und die Publikationstätigkeit jüdischer Frauen in Mitteleuropa allgemein. Esther Gad veröffentlichte aber auch schon 1798 den ersten feministischen Essay, später literarische Reiseberichte. Henriette Herz schrieb eine viel beachtete weibliche Autobiographie, Rahel Varnhagen ragt als Autorin von zur Veröffentlichung gedachten Briefen heraus. Dorothea Veit Schlegel, die Tochter Moses Mendelssohns, ist nicht nur die weibliche Protagonistin im Schlüsselroman ‚Lucinde‘ ihres Ehemanns Friedrich Schlegel, sie verfaßte anonym auch einen eigenen Roman: Florentin (1801). Zentraler Ort dieser literarischen Aktivitäten sind die von aufgeklärten jüdischen Frauen geprägten Salons in Berlin um 1800, in einer Epoche des Wandels in Politik und Kultur, zwischen Aufklärung und Romantik, Haskala und jüdischer Salon-Kultur, Kosmopolitismus, französischer Revolution und deutschem Früh-Nationalismus, zwischen Spree-Athen und Klassizismus in den Künsten bis zur Wiederentdeckung Bachs in der Musik. Die jüdischen Salonièren waren die ersten jüdischen Frauen der Moderne mit eigener Stimme, eigenen Publikationen und eigenem Wirkungsfeld, geprägt durch die Erziehung in Aufklärung und Haskala, beeindruckt durch Napoleon, Goethe, Bach und die Frühromantiker. Ihre Salons werden fragile Institutionen des kulturellen Austauschs und Wandels, aber auch wissenschaftlicher, weltanschaulicher, politischer und religiöser Neuerung, zugleich Objekte des Judenhasses. Sie sind nichtsdestotrotz Orte der jüdischer, weiblicher und literarischer Emanzipation.

Literatur: Hannah Arendt: Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik, München 1959; Deborah Hertz: Die jüdischen Salons im alten Berlin 1780-1806, München 1995; dies.: Ihr offenes Haus. Amalia Beer und die Berliner Reform, in: Kalonymos 2 (1999) Heft 1, S. 1-4; Christoph Schulte: Die jüdische Aufklärung, München 2002; Eva Lezzi: „Liebe ist meine Religion!“ Eros und Ehe zwischen Juden und Christen in der Literatur des 19. Jahrhunderts, Göttingen 2013; Hannah Lotte Lund: Der Berliner ‚Jüdische Salon’ um 1800. Emanzipation in der Debatte, Berlin/Boston 2012; Natalie Naimark-Goldberg: Jewish Women in the Enlightenment Berlin, Oxford 2013; H.L. Lund, U. Schneider, U. Wels (Hg.); Die Kommunikations-, Wissens- und Handlungsräume der Henriette Herz (1764-1847), Göttingen 2017.

Leistungsanforderungen: die Erarbeitung von Lexikon-Einträgen, Bibliographien bzw. Essays zur Vorstellung einzelner Salonièren, evtl. mit dem Kurs verbundene Hausarbeiten oder Modularbeiten.

 

 


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Mit der Französischen Revolution setzte sich in weiten Teilen Europas die Idee durch, dass man Staat und Kirche trennen müsse. So endete vielerorts die Rivalität zwischen Nation und Religion zugunsten der Nationalstaaten. Religion und Glaube wurden zu einer privaten Angelegenheit, die keinen Einfluss mehr im öffentlichen Leben haben sollte. Und religiöse Zugehörigkeit sollte keinen Einfluss mehr auf die Staatszugehörigkeit haben.

In diesem Seminar werden wir diese Entwicklung anhand verschiedener Fallbeispiele untersuchen. War der französische Laizismus wirklich ein Erfolg? Warum suchten viele Nationen die Abgrenzung zur Kirche bzw. zu organisierten Religionsgemeinschaften? Und unter welchen Umständen wurde Religion instrumentalisiert? Warum waren es ausgerechnet totalitäre und faschistische Regierungen, die - oft gewaltsam - gegen Glaubensgemeinschaften vorgingen?

Ziel des Seminars ist es, die Studierenden für die komplizierte Beziehung zwischen Nationalstaaten und religiösen Institutionen und die Instrumentalisierung von Religion in totalitären Regimen zu sensibilisieren. Auch sollen Studierenden in die Lage versetzt werden, die Muster von politischer Instrumantalisierung bis in die Gegenwart zu erkennen. Der Fokus liegt dabei auf Europa und den USA des 20. Jahrhunderts.


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In der Vorlesung wird ein Überblick über jüdisches Leben, jüdische Lehren, Glaubens- und Wissenstraditionen in unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontexten gegeben. Gleichzeitig werden Grundlagen und Begriffe der jüdischen Religion und des jüdischen Jahres- und Lebenszyklus vorgestellt. Dabei dient die Vorlesung als elementare Einführung, aber auch als Anregung für die Suche nach zukünftigen Interessensfeldern der Studierenden in Religionswissenschaft, LER, Jüdischen Studien oder verbundenen Fächern.

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Über die Frage, ob und in welcher Form es Religionsgespräche im Mittelalter gegeben hat, gibt es keinen Konsens. In der Veranstaltung analysieren wir unterschiedliche Textsorten (Dialoge, Polemiken, Apologien, Protokolle etc.), die insofern als Religionsgespräche gedeutet werden könnten, als sie von realen oder fiktiven (Streit)Gesprächen zwischen vorwiegend Juden und Christen über Wahrheitsfragen und Fragen des Zusammenlebens zeugen. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf der Iberischen Halbinsel vor und unmittelbar nach den Vertreibungen und Zwangstaufen der Juden am Ende des 15. Jhs. Diskutiert werden neben aktuellen Forschungsbeiträgen vor allem Quellen, die in englischer Übersetzung gelesen werden. Damit eröffnet die Veranstaltung auch einen Einblick in die Kernpunkte jüdisch-christlicher Kontroversen in der mittelalterlichen mediterranen Welt. Abgeschlossen wird die Veranstaltung durch einen Workshop, in dem alle TeilnehmerInnen eigene Perspektiven auf ein Religionsgespräch ihrer Wahl vor- und zur Diskussion stellen. 

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