Vor dem Islam wurde auf der Arabischen Halbinsel die Tradition mündlich überliefert. Mit dem Islam im 7. Jahrhundert verbreitete sich jedoch die Lese- und Schreibkundigkeit so stark, dass die mündliche Weitergabe der Tradition mit der Schrift unterstützt bzw. gesichert wurde. So entstanden allmählich Wissenschaftsdisziplinen wie Koranwissenschaften (ʿulum al-qurʾan) und Koranexegese (tafsir), Haditwissenschaften (ʿulum al-ḥadiṯ), islamische Normenlehre (fiqh) und ihre Methodik (uṣul al-fiqh), systematische Theologie des Islams (kalam), Prophetenbiographie (sira an-nabi) und islamische Mystik (taṣawwuf).

Diesen einzelnen Wissenschaftsbereichen ist zu verdanken, dass eine reichhaltige islamische Literatur entstehen konnte. Wenn auch Werke aus diesen Disziplinen in ihrer Normativität unterschiedlich bewertet werden, spielen sie im Alltag der Muslime eine bedeutende Rolle.

Ziel dieser Lehrveranstaltung ist es, die unterschiedlichen islamischen Literaturgattungen vorzustellen und gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewählte Texte in deutscher Übersetzung zu lesen.

Anhand dieser Texte sollen lebhafte Diskussionen über grundlegende Fragen des Islams und über Fragen der modernen Gesellschaft an den Islam geführt werden.

Vorwissen über den Islam ist für diese Lehrveranstaltung nicht erforderlich.


"Wenn nicht entweder die Philosophen Könige werden in den Staaten, oder die jetzt sogenannten Könige und Gewalthaber sich aufrichtig und gründlich mit Philosophie befassen, ... , gibt es, mein Freund Glaukon, kein Ende des Unheils in den Staaten ..." (Politeia 473 c).

Dieser berühmte Königssatz steht in der Mitte der Platonischen Politeia. Neben dem Timaios stellt die Politeia eines der wichtigsten Alterswerke Platons dar.

In seinem Opus Magnum Platon untersucht T. S. Szlezak im letzten Kapitel den Anteil der Religion an der Platonischen Philosophie. Insbesondere stellt er die Frage, inwiefern der Demiurg im Dialog Timaios oder die idee des Guten in der Politeia jeweils einen personalen Gott verkörpern.

In dem Seminar wollen wir ausführlich den Gedankengang der Politeia verfolgen. Es geht in diesem Dialog unter anderem um

  • die Lehre von den verschiedenen Staatsformen,
  • um die Erkenntnistheorie und die Ontologie Platons,
  • um sein Konzept der Erziehung und schließlich
  • um die Idee des Guten als Zentrum der Platonischen Philosophie.

Für die Interpretation des Texten werden verschiedene Kommentare herangezogen. Das Seminar dient so als allgemeine Einführung in die Platonische Philosophie, ausgehend davon wird die Platonische Theologie anhand eines Vergleichs mit dem Christentum eingehend beleuchtet. 


Die Geschichte der iberischen Halbinsel ist gekennzeichnet von convivencia - dem Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen - und reconquista - der schrittweisen Rückeroberung der muslimischen Gebiete durch katholische Monarchen. Mit dem Fall Granadas 1492 ging zunächst die Vertreibung der Juden und einige Jahre später die Vertreibung der Muslime einher. Die iberische Halbinsel war nun katholisch. Doch im Süden, wo die drei Religionen sich am längsten gegenseitig beeinflusst hatten, regte sich etwas. Die Inquisition erhielt Berichte von Konvertiten, die heimlich ihrer alten Religion nachgingen. Es zeigten sich seltsame Mischformen aus katholischer Heiligenverehrung und jüdischen Bräuchen. Arabische Amulette zum Schutz vor Unwettern wurden konfisziert und schließlich wurden die Alumbrados mit ihren reformerischen Tendenzen zu einer Gefahr für die Kirche.

In diesem Seminar werden wir anhand ausgewählter Fallbeispiele untersuchen welchen Einfluss convivencia, inquisitoriale Verfolgung und (Zwangs)Konversionen auf die sogenannten Neuchristen hatten. Wir werden analysieren wie Krypto-Juden ihr Judentum lebten ohne tatsächlich über jüdische Quellen zu verfügen und der Frage nachgehen, warum es in Spanien keine nennenswerte Hexenverfolgung gab.