Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. Der Soziologe Marcel Mauss bezeichnete Nahrung einst als „gesellschaftliches Totalphänomen”, weil sich das Thema durch so ziemlich alle Lebensbereiche zieht. Auch in aktuellen Debatten werden mit Ernährungsfragen zusammenhängende Themen entsprechend eifrig und kontrovers diskutiert: Lebensmittelskandale, Kritik an Körpernormen, der Ruf nach ethischem Konsumverhalten, Überlegungen zu Umwelt- und Tierschutz, die Inszenierung und Ästhetisierung von Food Trends in sozialen Netzwerken, der Kochbuch-Boom, der Hype um Markhallen und Manufakturen - die Liste der Stichworte, die momentan mediale Aufmerksamkeit erfahren, könnte problemlos erweitert werden. Was und wie Menschen konsumieren, ist auch, aber eben nicht allein vom Zugang zu Nahrungsmitteln abhängig, sondern ebenso von sozialem Milieu, wissenschaftlicher Normierung und regionalen Traditionen. Im Seminar werden wir Klassiker kulturwissenschaftlicher und soziologischer Auseinandersetzungen mit der Kulturpraxis Essen ebenso diskutieren wie aktuelle Phänomene und künstlerische Annäherungen.

Die Geschichte der Weltausstellungen ist nicht nur eine Geschichte technischer und kultureller Errungenschaften. Sie ist auch die Geschichte theatral inszenierter Spektakel, die darauf angelegt waren, Vorstellungen von Nationen zu entwerfen und sie von anderen abzugrenzen. Vergleich und gegenseitige Überbietung waren dabei von Anfang an wichtige Strategien. Im Blockseminar (in Präsenz) werden wir die großen (Pariser) Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts Revue passieren lassen und diskutieren, welchen Einfluss sie auf heutige Großveranstaltungen und Mentalitäten haben könnten.