Mittwoch 16-18 Uhr

Das Tutorium soll den Studierenden im ersten Semester Grundlagen zu den Themen Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben vermitteln. 

Donnerstags 16-18 Uhr.

Das Tutorium soll den Studierenden im ersten Semester Grundlagen zu den Themen Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben vermitteln. 

Die Blockveranstaltung dient der Planung und Vorbereitung auf das Erste Semester in der Kulturwissenschaft.

Wie kann man Farben denken? Was kann man über Farben sagen? Wie wirken Farben und
wie nehmen wir sie wahr? Was für Assoziationen können sie (in uns) hervorrufen? Gibt es so
etwas wie „Farbensprache/n“? Auf welche Weise arbeiten Künstler*innen mit Farbe/n?
Welche Ausdrucksmöglichkeiten sind ihnen dadurch gegeben oder was schöpfen sie daraus?

Anhand einer Auswahl von Farbentheorien und von Künstler*innen aus dem 20. und 21. Jh.
werden wir in diesem Seminar versuchen, uns diesen Fragen anzunähern und uns mit diesem
bunten Thema zu beschäftigen.

Dabei werden wir, unter anderem, Auszüge sowohl aus Goethes Farbenlehre, die vielen
nachfolgenden Künstler*innen und Wissenschaftler*innen zur Inspiration diente, als auch aus
Kandinskys programmatischem Buch „Über das Geistige in der Kunst“ (1911) lesen.

Grün gefärbte Flüsse (Ólafur Elíasson), ein großformatiges Bild in intensivem, leuchtendem
Rot (Henri Matisse: Das rote Atelier, 1911) oder rasterartig aufgeteilte Flächen, zum Teil
angemalt mit Primärfarben (Piet Mondrian) sind einige Beispiele, mit denen wir uns befassen
werden. Farbgebungen, welche uns in innere Räume führen, wie im Falle der dänischen
Künstlerin Annette Harboe Flensburg, aber auch Untersuchungen der eigenen
Farbwahrnehmung, wie es die Arbeiten der deutschen kontemporären Künstlerin Jorinde
Voigt zeigen, und weitere Werke sollen uns dafür ein Gespür geben, wie vielfältig sich das
Thema „Farbe/n“ gestalten und verstehen lässt.

William Shakespeares Sonettzyklus ist faszinierend: hier ereignet sich ein wildes und gewitztes Spiel mit Konventionen aller Art: die Gedichte spielen mit künstlerischen wie gesellschaftliche Normen (Sexualität!) – ‚queer‘ würde man dies heute wohl nennen. Die Rezeptionsgeschichte der Sonette ist reich und nahezu unüberblickbar – und hält gerade deswegen den ein oder anderen Schatz zur Entdeckung bereit.

Im Seminar wollen wir uns den Sonetten über ihre intermediale Verarbeitung nähern: in klassischer wie populärer Musik, in Übersetzung in bekannte und weniger bekannte Sprachen, in dramatischer wie bildnerischer Auseinandersetzung...


Wir kennen das Maß als ästhetische Kategorie des Schönen in Dichtung, Mode, bildender Kunst. Hinzukommt die politische Tragweite von Maßnahmen und Ethiken der Angemessenheit. In jüngster Zeit werden überdies Fragen nach Design und Norm wieder mit starker Dringlichkeit gestellt (Bsp. Endler: Das Patriarchat der Dinge. Warum die Welt Frauen nicht passt [2021]). In welchen Maßen wird gemessen? Kann Literatur diese Ermessensfragen und damit ihre eigene Vermessenheit zum Thema machen?

 

Das Seminar widmet sich den Kultur- und Schreibtechniken der Maßregulierung. Angefangen mit Goethes Novelle Der Mann von fünfzig Jahren [1808] setzt das Seminar bei Techniken der Mäßigung, körperlichen Kosmetik und Diätetik an, um ausgehend von der Maßhaltung und dem Maß der Mitte zur Mittelmäßigkeit überzugehen. Der belgische Mathematiker Quetelet entwirft 1835 das Konstrukt des mittleren Menschen (L´Homme Moyen) als einen ideellen Typus der frühen Statistik. In dieser Mittelmäßigkeit treten Werte von Durchschnitt, Masse und Gleichförmigkeit zusammen. Auch in der Literatur verdichten sich Epistemologie, Ästhetik und Imaginäres zu Maßentwürfen und Maßstäben.

 

Wie exemplarisch kann man von einem Lebenslauf und seinen Maßen erzählen? (Maupassant: Une Vie (Ein Leben) [1883]) Wie werden Individuen vor dem Hintergrund der (großstädtischen) Vielheit begriffen und konturiert? (Poe: The Man of the Crowd [1840]; Baudelaire, Les foules [1869]) Wann kommt der Begriff des Normalen zum Einsatz? Das Seminar möchte einige Seitenblicke auf Diskurse der Gegenwart und die Normalmaße der literarischen Moderne werfen. (Rooney: Normal People [2018]; Bettauer: Der Herr auf der Galgenleiter. Ein Tag aus dem Leben eines Normalmenschen [1922])