Zeitgenössisches Musiktheater geht viele verschiedene Wege. Lineare Erzählweisen werden aufgebrochen, Text ergibt Klangmaterial, multimediale Möglichkeiten führen zu neuen theatralischen Musizierformen. Akustisch-optische Musik-Konzepte, Klanginstallationen, Klangaktionen und unterschiedlichste Performances entstehen. Der Musiker wird zum Darsteller, Grenzen zwischen bisherigen Kunstgattungen heben sich auf. Warum setzt sich “Antioper” noch immer mit “Oper” auseinander? Geht es nur um die andere Ordnung bewährter Opernelemente? Sind die Alternativen theatralisch darstellbar und welche Akzeptanz haben sie?

Die Thematik wirft weiterführende Fragen nach der gesellschaftspolitisch und institutionell bedingten Lebensdauer eines Genres, seinen Blütezeiten, Umbrüchen und Alternativen auf. Sie fragt auch nach Komplexität oder Reduktion der Genrecharakteristika, nach einer Verschiebung zwischen öffentlicher und privater Mitteilung, nach den Aufgaben der Musik im multimedialen Kontext.

Die Seminare untersuchen am Fallbeispiel Entwicklungen des Musiktheaters – anhand von Noten, szenischen Aufführungsvarianten, Musik- und Videoaufnahmen. Ausgehend von der Opernentwicklung und den Genreüberschreitungen bei Strawinsky oder B. A. Zimmermann über Kammeroper-Konzepte von Poulenc oder Yun gilt die Auseinandersetzung neuen formalen, binnendramaturgischen und klanglich-strukturellen Mitteln bei Nono, Boulez, Kagel, Schnebel, Berio, Ligeti, Messiaen, Stockhausen, Katzer sowie in aktuellen Musiktheaterproduktionen.