Das Konzept der Verletzlichkeit wurde verwendet, um der Idee des souveränen Subjekts entgegenzuwirken. Das Beharren auf der Beschreibung von Körpern als verletzlich konzentriert sich auf die grundlegende Art und Weise, in der Menschen zueinander in Beziehung stehen. Im öffentlichen Diskurs, insbesondere im Zusammenhang mit COVID-19, wurde der Begriff jedoch zur Identifizierung sogenannter vulnerabler Gruppen verwendet. Wie Judith Butler kritisch anmerkte, reproduziert er damit paternalistische Macht und verleiht Regulierungsbehörden mit eigenen Interessen und Zwängen Autorität:

„On the one hand, the state enforces the destruction of basic material conditions for a livable life. On the other hand, it enacts its paternalistic humanitarian discourse reproducing the coupling of vulnerability and passivity“ (Judith Butler).

Die vermeintliche Schutzbedürftigkeit bestimmter Gruppen führt nicht zu sozialem Wandel mit dem Effekt eines guten Lebens auch für diese identifizierten Gruppen, sondern im Gegenteil zu mehr und neuen Formen der Einschränkung und Ausgrenzung.

Im Seminar werden wir das Konzept der Verletzlichkeit und der verwundbaren Körper in Bezug auf zeitgenössische Kunstpraktiken diskutieren. Anhand der genauen Lektüre von Kunstarbeiten von Künstler:innen wie LaToya Ruby Frazier, Arthur Jafa und Stanya Kahn werden wir diskutieren, ob und wie genau bestimmte Kunstpraktiken in der Lage sein könnten, die Verbindung zwischen Verletzlichkeit und Passivität zu lösen. Kann die Darstellung von Verletzlichkeit stattdessen der Ausgangspunkt für politisch-künstlerische Interventionsformen sein? Kann eine Kunstarbeit Formen des körperlichen Widerstands einsetzen, die Formen der Verletzlichkeit nicht verleugnen, sondern Körper als verletzlich und mit Handlungsmacht ausgestattet produzieren und darstellen?

Die Vorlesung führt als Ringvorlesung umfassend in die Medienkulturgeschichte ein. Ihre Grundlage sind die Artikel des Historischen Wörterbuchs des Mediengebrauchs, das auf 3 Bände angelegt ist (2 erschienen) und vom Studiengang aus konzipiert wurde. 

Das Seminar führt ein in die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens, Schreibens, Argumentierens: Theoretische Lektüren wie auch praktische Übungen bezwecken eine Annäherung an die wichtigsten Formen kulturwissenschaftlichen Arbeitens und Präsentierens (Texte lesen, Vorträge halten, Hausarbeiten und andere wissenschaftliche Texte schreiben).

Hinweis: Der Moodle Kurs gilt für die Grundlagen-Kurse A und B gemeinsam. Aufteilungen in Arbeitsgruppen werden innerhalb des Moodle-Kurses vorgenommen.

Dies ist die Moodle-Plattform für den Hackathon Kulturdaten vom 24-25. Juni, innerhalb dessen wir den Datensatz vom Desmog-Blog mit digitalen und linguistischen Methoden analysieren. Der Kurs wird von Manfred Stede und Birgit Schneider betreut und findet im Rahmen des DH-Netzwerks statt.

Um 1850 bildete sich in Westeuropa eine neue Unterhaltungsform heraus, als Zauberkunst von Straßen und Jahrmärkten auf feste Theaterbühnen wanderte. Dabei entstand ein neues Repertoire, das weit sichtbare Großillusionen unter Einsatz von Bühnentechnik gegenüber Handfertigkeitstricks mit kleinen Objekten bevorzugte und eine Reihe paradigmatischer Illusionen, die bis heute in Variationen vorgeführt werden.
Im Gegensatz zur Lesart der Zauberei als Sehnsucht nach einer Wiederverzauberung der Welt begreift dieses Seminar die Moderne mit ihren wissenschaftlichen und (medien)technischen Innovationen nicht als ihren Gegenpol, sondern als ihre Möglichkeitsbedingung. Deshalb kontextualisieren wir die Bühnenzauberkunst um 1900 in der Kultur- und Mediengeschichte. Wir fragen nach ihrem Verhältnis zu Wissenschaft, Spiritismus, Technisierung, Kolonialismus, Orientalismus, Geschlechterkampf und, selbstverständlich, Mediengeschichte und -theorie.

Geplant ist auch eine Sitzung mit einem Zauberkünstler/Zauberhistoriker als Gast.

Da ein Großteil der Seminarliteratur auf Englisch ist, werden sehr gute Englischkenntnisse vorausgesetzt.

Beginnend mit George Méliès‘ fantastischen Stummfilmen, die übernatürliche Sujets mit karnevalesker Ästhetik paaren, finden Elemente der Gothic Novel Eingang in den Film. Die ersten direkten Adaptionen prägender Klassiker des Gothic Cinema folgen ab 1908 (Dr. Jekyll & Mr. Hyde). Gothic bevorzug eine spektakuläre Ästhetik und Tabuthemen wie Wahnsinn, Sexualität, Gewalt und andere Transgressionen. Als eine Form inoffizieller Historiographie gibt das Gothic Cinema einen Blick auf die Kulturgeschichte frei, wobei es soziale, religiöse, politische und psychologische Fragen behandelt und die Belange von Minderheiten bevorzugt. Narratologisch hat Gothic die Suspense hervorgebracht, eine Erzählstrategie, deren berühmtester Einsatz sich in den Filmen Alfred Hitchcocks findet.
In diesem Seminar beschäftigen wir uns anhand ausgewählter Beispiele mit dem im deutschsprachigen Raum bisher kaum beachteten Gothic Film, beginnend bei der Stummfilmfantastik ab 1896, über den Universal Horror Cycle der 30er und 40er, die grellen Farbfilme der britischen Hammer Film Productions der 50er und 60er zum postklassischen und zeitgenössischen Film. Die Geschichte des Gothic Cinema kontextualisieren wir kultur- und filmhistorisch sowie medientheoretisch.
Zusätzliche Informationen:


Da der Großteil der Forschungsliteratur zum Thema auf Englisch ist, werden sehr gute Englischkenntnisse vorausgesetzt.

Nicht nur Klimaberichte, Fachliteratur und Umweltaktionismus haben in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wachsenden Interesse an Umweltthemen, dem Klimawandel und der Frage nach der menschlichen Rolle darin beigetragen, sondern auch Klimafiktionen in Romanen und Filmen haben diese Thematiken in ihren Erzählungen aufgegriffen. Dabei stehen die fiktiven Klimastories vor der Herausforderung, das Phänomen des Klimawandels die schleichenden Prozesse der Umweltzerstörung und der Klimaveränderungen adäquat zu erzählen, erstrecken sich jene klimatischen Veränderungen doch meist über einen langen Zeitraum (Jahre, Jahrzehnte bis hin zu Jahrhunderten). Im Seminar wollen wir daher gemeinsam an Beispielen erforschen, wie sich der post-klassische Film über das Storytelling diesen Herausforderungen stellt. Dazu nähern wir uns jener Problemstellung über Rob Nixons Konzept der slow violence sowie Theorien zum Storytellings und filmwissenschaftlicher Literatur zu Klimafilmen. Folgende Forschungsfragen spielen dabei eine zentrale Rolle: Lässt sich der Klimawandel visuell und narrativ in seiner Gesamtheit zeigen? Welches Klimadenken vermitteln Climate-Fiction-Filme über ihre (oftmals) dystopischen Narrationen? Auf welche Szenarien zielt das Storytelling in jenen Filmen ab? Welcher Diskurse und welcher sozialen, politischen Debatten und Lösungen bedient sich das Storytelling in den cli-fi-Filmen, wie vermittelt und verbreitet es diese?
Der Fokus des Seminars wird auf filmischen Fallstudien und Beispielanalysen liegen.

Damit aus einer Großstadt ein mediales Produkt werden kann, braucht es neben geeigneten Verbreitungsmedien und einem begeisterungsfähigen, solventen Publikum vor allem die Großstadt selbst. Während an der Wende zum 19. Jahrhundert die ersten kommerziellen Großstadtabbildungen große Erfolge feiern, expandieren auch die europäischen Städte. 1810 hat Paris 647 Tsd. Einwohner, im Jahr 1880 sind es bereits weit über 2 Mio. London wächst in dieser Zeitspanne von 800 Tsd. auf 3,8 Mio. Einwohner, Berlin von 182 Tsd. auf 1,8 Mio. Nicht nur Ausdehnung und Bevölkerungsdichte erhöhen sich, die Städte werden umfassend industrialisiert und mit Straßen, Schienenwegen und Bahnhöfen ausgestattet. Das sind wuchernde Objekte, die neue Lebens- und Verhaltensformen hervorbringen. Die Menschen zieht es in die Großstädte, entweder zwangsläufig – weil sie eine Arbeit suchen – oder freiwillig – aus touristischer Neugier. Gleichsam zieht es sie wieder fort, weil sie sich von den Städten vereinnahmt fühlen. In diesem Spannungsfeld, das bis in die Gegenwart reicht, untersucht das Seminar das Wechselspiel zwischen Großstadt- und Mediengeschichte. Während sich die Städte am Beginn des 19. Jahrhunderts noch gut überschauen lassen, entziehen sie sich spätestens seit der Wende zum 20. Jahrhundert zunehmend dem Blick der Menschen. Gleichsam nimmt die Anzahl der Großstadtabbildungen in diesem Zeitraum massiv zu. Es liegt auf der Hand, dass es keine Abbildung gibt, die das Abgebildete unberührt lässt – unter diesem Aspekt werden anhand von Fallbeispielen Großstadtabbildungen aus ca. zwei Jahrhunderten vorgestellt und untersucht. 

Seit einigen Jahren wird sichtbar, dass die Künstliche Intelligenz-Forschung immer mehr auf das affektive Leben zugreift. Von Menschen generierte Daten werden in verschiedenen Verfahren wie Affective Computing oder Sentiment Analysis als Indizien für das Vorhandensein bestimmter Affekte, Emotionen oder Stimmungen gedeutet. Summarisch wird dies verschiedentlich auf den Begriff gebracht: „künstliche emotionale Intelligenz“ (Richard Yonck) spielt auf die in den 90er Jahren losgetretene Debatte um „emotionale Intelligenz“ an; „empathische Medien“ (Andrew McStay) schreibt die in den 2010er Jahren so intensiv geführte Debatte um Nutzen und Nachteil der Empathie ins Medientechnische fort. Der im Rahmen der Forschungen des Lehrstuhls Medientheorie vorgeschlagene Begriff der „affektiven Medien“ setzt demgegenüber einen etwas anderen Akzent, der sich schon aus der relativen Unbestimmtheit des Affektbegriffs ergibt.

Die Lehrveranstaltung versteht sich als Forschungsseminar und will ganz offen der Frage nachgehen, was affektive Medien sind, sein können und sein sollen. Friedrich Kittlers einflussreiche Bestimmung der drei basalen Medienfunktionen „Übertragen, Speichern, Prozessieren“ wird hierfür eine erste Handreichung bieten. Inwiefern lässt sich sagen oder behaupten, dass Medien auch Affekte übertragen, speichern und prozessieren? Über den Begriff des Prozessierens und seiner Ausdeutung durch Hartmut Winkler wird sodann ein spezifischer Begriff der „affektiven Medien“ im Hinblick auf die digitalisierte, automatische Affektregulation diskutiert.

In einem weiteren Schritt soll dann die mediengestützte Affektregulation wiederum auch auf nichtdigitale Medien ausgeweitet werden. Hierfür greife ich auf meine eigene Forschungsarbeit zur „Plastizität der Gefühle“ zurück, die den Begriff der „Affektverfügung“ zentral stellt (Verfügung meint hier zugleich Besitz, Anordnung und Technisierung) und sieben Paradigmen der Affektverfügung unterscheidet, die mit unterschiedlichen Logiken operieren. Die Frage wird hier sein, welche Leitmedien für diese Affektverfügungsparadigmen ausfindig gemacht werden können.

Ziel ist es, aufgrund eines vertieften Wissens um die Arten und Weisen, wie Affekte produziert und reguliert werden, die komplexen Verschränkungen ganz unterschiedlicher medialer Logiken in unserer analog-digitalen Gegenwart ein Stück weit besser zu verstehen.