Die Auseinandersetzung mit dem philosophischen Denken von Raúl Fornet-Betancourt, das Teil der in den 1980er Jahren entstandenen interkulturellen Philosophie ist, erlaubt es, über die Machtverhältnisse in der Philosophie nachzudenken, die bestimmte Formen des Denkens privilegieren und andere ausschließen oder zum Schweigen bringen. Um diese hegemonialen Beziehungen zu beseitigen oder auszugleichen, schlägt der Philosoph eine Hermeneutik des Fremden vor, die auf interkultureller Toleranz und Respekt vor kulturellen Grenzen beruht. Diese Philosophie, die auf die Entwicklung einer Universalität ohne Unterschrift abzielt, greift das Konzept der Weisheit auf, um die Zahl der Gesprächspartner im interkulturellen Dialog zu erhöhen. Um die Möglichkeit zu erkunden, den philosophischen Dialog einem nicht-akademischen und stärker praxisorientierten Raum zu öffnen, wird in diesem Seminar nicht nur die Arbeit von Raúl Fornet-Betancourt analysiert und mit anderen Denkern, die zum Thema Toleranz arbeiten, vergleichen, sondern es wird auch eine lebendige Bibliothek veranstaltet.