Erzähltexte mit historischen Themen hatten mit dem „klassischen” historischen Roman bereits im 19. Jahrhundert Konjunktur und auch im 20. Jahrhundert sind schon vor 1989 bedeutende Romane mit einem zeitgeschichtlichen Hintergrund erschienen. In den vergangenen Jahrzehnten ist das literarische Geschichtserzählen jedoch fast allgegenwärtig. Neben der modifizierten Fortsetzung tradierter Erzählmuster zeichnen sich bereits neue Tendenzen ab wie die autobiografisch fundierte Generationserzählung oder der „feminine Geschichtsroman”. Für die Seminardiskussion, in der Historie und Gedächtnis des Geschichtserzählen im Roman zentral stehen, wurde die folgende Primärliteratur ausgewählt:

Joanna Bator: Piaskowa Góra (2009)/Sandberg (2011)

Szczepan Twardoch: Drach (2014)/Drach (2016)

Martyna Bunda: Nieczulosc (2017)/ Das Glück der kalten Jahre (2019)

Olga Tokarczuk: Ksiegi Jakubowe (2014)/Die Jakobsbücher (2019)(Auszug)

Es wird empfohlen, bereits vor Beginn der Lehrveranstaltung mit der Lektüre der Primärliteratur zu beginnen. Die angegebene Reihenfolge der Romane entspricht auch der Abfolge ihrer Diskussion im Seminar.


Aus dem facettenreichen Werk Jan Kochanowskis wurden drei Genres bzw. Werke für das Seminar ausgewählt. An ihnen können sowohl Kochanowskis Rezeption der griechischen Antike und italienischen Renaissance nachvollzogen als auch Fragen der Rezeption seines innovativen künstlerischen Schaffens diskutiert werden. Im Seminar kommt den vielschichtigen intertextuellen und intermedialen Kontexten, die sich im Zusammenhang mit den Fraszki, Piesni und Treny aufzeigen und entdecken lassen, besondere Aufmerksamkeit zu. Neben den Fraszki und Piesni, die er über Jahrzehnte verfasste, ist es vor allem das „arcydzielo“ Treny, das Kochanowski die Wahrnehmung als europäischer Renaissance-Dichter sicherte.