Der Kurs wird eine Einführung in die wichtigsten Standards und Arbeitsmittel geben, die uns inzwischen in der digitalen Welt für Studium, Forschung und Unterricht zur Verfügung stehen. Gemeint sind damit ganz praktische Fragen, z.B.:

• Wo finde ich wissenschaftliche Textausgaben in digitaler Form, die ich in einer Hausarbeit zitieren darf?
• Wie finde, archiviere, verwalte und zitiere ich Literatur im Netz und/oder in digitaler Form?
• Wie finde ich die digitalen Pendants für so wichtige philologische Arbeitsmittel wie den „Neuen Pauly“, die „Année Philologique“ oder den Georges, wie benutze ich sie, und was muss ich dabei beachten?
• Wie finde ich bei Bedarf Handschriften, Inschriften, Bilder?
• Wie schreibe ich Altgriechisch über die Tastatur?
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Das Angebot richtet sich daher an alle Interessierten aus allen Semestern, es ist freiwillig, unbenotet und praktisch ausgerichtet.

Im ersten Teil der Vorlesungsreihe werden wir uns mit der Geschichte der Lateinischen Literatur von den Anfängen im 3. Jahrhundert v.Chr. bis zur Augusteischen Klassik beschäftigen. In diesen etwa 250 Jahren entfaltete sich die Literatur der Römer zunächst entlang griechischer Modelle zu eigenständigen Formen und Themen und Latein wurde zu einer Literatursprache. Die literaturwissenschaftlichen Kategorien Gattung, Epoche und Kontext werden als methodische Instrumente eingeführt und eine Reihe exemplarisch ausgewählter Autoren und Texte illustriert die geistigen und historischen Bedingungen, unter denen sich Literatur in Rom entwickelt hat.

In seiner „Verteidigungsrede“ wendet sich der Sophist, Redner und Philosoph Apuleius aus Madauros in der Mitte des 2. Jahrhunderts n.Chr. gegen den Vorwurf, er habe eine reiche Witwe mit Hilfe magischer Praktiken dazu verführt, ihn zu ehelichen. Diese Rede ist die einzige Gerichtsrede, die uns nach Cicero erhalten geblieben ist und die reiche Redekultur der Kaiserzeit bezeugt. Sie fasziniert durch ein spannendes Thema, Gelehrsamkeit, Witz, rhetorische Brillianz und nicht zuletzt eine barocke Sprache, die sich von der klassischen Prosa absetzt. Mit Apuleius tauchen wir ein in die Welt der Zweiten Sophistik und lernen einen der wenigen lateinischen Vertreter dieser an Popularphilosophen und Scharlatanen reichen Epoche kennen.

Mit seiner „Naturgeschichte“ liefert C. Plinius Secundus nicht nur eine umfassende Enzyklopädie des zeitgenössischen Wissens, sondern illustriert auch in höchst anschaulicher Weise, wie man im Rom der frühen Kaiserzeit Sachwissen ermittelte, darstellte und nutzbar machte. Ohne sie wüssten wir nicht, wie man Papyrus herstellte, wo die Arimaspen hausten oder wie man einen tonnenschweren Obelisken von Ägypten nach Rom befördert hat. Plinius‘ Text ist dabei jedoch niemals unbeteiligt oder unpolitisch, und noch mit den kuriosesten Detailfragen verbinden sich moralische Betrachtungen, Quellenkritik oder philosophische Überlegungen. Wir werden im Seminar eine Auswahl aus verschiedenen Büchern lesen und versuchen, uns in den geistigen Kosmos des rastlosen Wissenssammlers Plinius hineinzudenken.