Diskriminierungsfreie(re)1 Schule: safe(r) spaces gestalten (und halten)


Rassismus, Sexismus, Klassismus und Ableismus (...) prägen Bildungsinstitutionen auf systemische Weise (Sarah Ahmed). Schon in der Grundschule werden BIPoC-kids, LGTBQI*-Kinder, Kinder aus armen Familien und neurodiverse oder körperbehinderte Kinder häufig diskriminiert. Diskriminierungen dieser Art erfolgen oftmals explizit, aber auch strukturell, so z.B. durch rassistische Motive oder Auslassungen in Schul- und Kinderbüchern, durch sexistisch gegenderte Unterrichtsmaterialien oder Räume, durch mangelnde Barrierefreiheit der Gebäude oder fehlende Rücksicht beim Sport auf spezielle Bedarfe, durch kapitalistische Anforderungen an Privateigentum im Schulunterricht (PC für Homeschooling) und durch vieles mehr.

Dieses Online-Seminar befasst sich mit dem Potenzial ästhetischer Bildung, um die im Rahmenlehrplan gelisteten "übergreifenden Themen" Diversity, Gender Mainstreaming und interkulturelle Bildung im Unterricht zu verankern. Vor dem Hintergrund wöchentlicher Impulse zu diskriminierungskritischer Bildung (und auch Kunst) erarbeiten wir Kriterien für kindgerechte safe(r) spaces in der Schule, sprich: für Lernräume, in denen sich sozial sehr unterschiedlich positionierte Kinder allesamt sicher und gesehen fühlen können. Teilnahmevoraussetzung ist die Aufbereitung ihrer künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung als digitales Lehrmaterial (Bildungsminiaturen).

1 Vgl. hierzu die Debatte um das Projekt "Schule OHNE Rassismus", wie sie von Noah Sow angestoßen wurde.

Aus einem eigenen Impuls heraus einen neuen Erfahrungsraum zu betreten ist oft spannend, neu, inspirierend oder manchmal auch irritierend. Das genaue Betrachten des gegebenen Umfeldes, das Einordnen in den eigenen Kontext und das Ableiten künstlerisch-ästhetischer Handlungswege sind Gegenstand unserer "Werkstatt künstlerische Praxis".
In diesem Semester starten wir unter besonderen räumlichen Bedingungen, die wir uns zunutze machen und in unsere ästhetische Forschung integrieren werden. Ist es das Betrachten von gewohnten Orten mit ungewöhnlichen Inhalten oder sind es ungewöhnliche Orte mit gewohnten Inhalten? Hier wollen wir ansetzen und uns in den möglichen inneren und äußeren Rahmungen bewegen, sie zu unserem Forschungsgegenstand machen.

Einen Prozess generell als eine Chance, als eine Metamorphose, als eine Verwandlung oder Umgestaltung von etwas zu sehen, passt, wie ich finde, momentan außerordentlich in diese Zeit der Unsicherheit und Ungewissheit. Metamorphose in künstlerischer, bildungssprachlicher, motorischer, geografischer, zoologischer, botanischer, musischer, mathematischer, gesellschaftlicher, medialer und mythologischer Hinsicht im Kontext von primarstufenrelevanten Themen und Situationen zu untersuchen und zu erforschen soll Aufgabe und Inhalt unseres Seminars sein.

Dieses Seminar hat zum Ziel, kunstpädagogische Konzepte, das der „Ästhetischen Forschung“ und das der „Künstlerischen Feldforschung“, und ihre differenten Grundlegungen für Bildungsprozesse kennenzulernen und unter deren Maßgabe ein Praxisprojekt für den Anfangsunterricht zu entwickeln.
Die Studierenden erarbeiten im Sinne einer Felderkundung ästhetisch- und künstlerisch-forschend ein Themenfeld, um anschließend konkret ein Projekt/Lernarrangement für die Primarstufe zu entwickeln. Die Bildungsfeld-/Projektentwicklung wird in Kleingruppen erarbeitet und in der Gesamtgruppe reflektiert.
Die Studierenden sollten Erfahrungen und Kenntnisse zu dem kunstpädagogischen Konzept „Ästhetische Forschung“ mitbringen und möglichst ein Praxis-Seminar zu künstlerischen Prozessen besucht haben.

In der Werkstatt steht das Konzept „Ästhetische Forschung“ (Kämpf-Jansen) im Zentrum. Die Studierenden werden zu individuell biographisch bedeutsame Themenfeldern „Corona – Was berührt?“ praktisch ästhetisch-künstlerisch forschen und ihre Praxis mithilfe des Werkstatt-Tagebuches „Graphie“ begleiten. Nebst der Einführung in das Konzept „Ästhetische Forschung“, die „Graphie“ erhalten die Studierenden praktischen und theoretische Einblicke in künstlerische Strategien der Zeitgenössischen Künste und ästhetisch-künstlerische Verfahrensweisen. Auf der Grundlage eines theorie-reflektierten Erfahrungswissens wird eine ästhetische Prozessdidaktik in Bildungsprozessen für Kinder in der Primarstufe verständlich.