Seit den 1990er Jahren wird Kunst als epistemische, d.h. wissenserzeugende Praxis verstärkt verhandelt. Seither hat sich Kunst als Forschungsdisziplin unter Begriffen wie „Kunst als Forschung” oder „Artistic Research / Künstlerische Forschung” etabliert, nicht zuletzt aufgrund des wachsenden Einflusses der Feminist Studies und Visual Culture Studies. Hierbei spielen die Spezifika und Methodologien ästhetischen Denkens, welches ein ‚anderes‘ Wissen, d.h. Alternativen zu und Neuperspektivierungen von hegemonialen Wissensformen entwirft, eine tragende Rolle. Das methodische Spektrum ist denkbar weit und reicht von medienreflexiven (Hito Steyerl) bis hin zu kriminalistischen Ansätzen (Forensic Architecture) – mehr und mehr vor dem Hintergrund der Analyse lokaler, kultureller und identitärer Positionen. Anhand ausgewählter historischer sowie gegenwärtiger Beispiele aus Kunst und Theorie führt das Forschungsseminar unter der Leitung von Verena Kittel und Mitarbeit von Ulrike Gerhardt in das interdisziplinäre Themenfeld ein und fragt danach, was Künstlerische Forschung im Spannungsfeld zwischen dem ‚anderen‘ und situierten Wissen in der Gegenwart bedeuten kann.