Europäische Medienwissenschaft

Termin: 11., 18., 21.7.: 16-18h; 24.–27.7.: 10-19h
Ort: Termine 1-3: NP 22.0.38; Blockwoche: Berlin (Feldforschung)
SWS: 4
Module (BA): 9

Beschreibung:
Unser hier befindliches urbanes Zusammenleben ist geprägt durch Saisonalität. Mit steigenden Temperaturen verlagert sich das Private zunehmend in den öffentlichen Raum. Soziale Interaktionen drehen sich nun ums Draußensein. Doch verstärkt durch Klimawandel, Flächenversiegelung, Autoverkehr und fehlende oder zum Scheitern verurteilte Begrünungskonzepte werden die immer länger andauernden Hitze- und Trockenperioden problematisch. Die Stadt wird zum Hitzekessel und da auch der erneute Rückzug ins Private für viele keine Option darstellt, entwickeln die Stadtbewohner*innen kollektive Handlungsalternativen. Diese Situationen der Abkühlung sind dabei in vielen Fällen mit und durch Medienpraktiken ritualisiert.
In diesem, spät ins Sommersemester gelegten, Blockseminar beschäftigen wir uns mittels medienethnografischer Feldforschung mit Hitze-Stadt-Phänomenen. Dabei entwickeln wir aber keine holistischen Bilder von Mediennutzung, -konsum, -distribution oder -produktion anhand von Saisonalität. Vielmehr suchen wir im Kleinen nach Möglichkeiten der teilnehmenden Beobachtung an halb-öffentlichen und öffentlichen Situationen in denen Technologien, Genres, Akteure, Bewegungen und Ästhetiken mit und durch Medien eine Rolle für das Zusammenleben in städtischer Hitze spielen. Die dabei entstehenden ethnografischen Miniaturen werden laufend in der Gruppe geteilt und verhandelt.


Zusätzliche Informationen:
Vor der Blockwoche dienen drei Vorbereitungstermine (11., 18. und 21.7. jeweils 16-18) zur Besprechung der Methodenlektüre. In der Blockwoche (24. bis 27.7.) selbst widmen wir uns der Ideenfindung, Erkundung, Konzeption, Durchführung und Reflexion medienethnografischer Feldforschung im städtischen Raum. Dazu erarbeiten wir gemeinschaftlich Forschungsinteressen und -orte zu Hitze, Medien und Stadt und überlegen uns Formen der Partizipation im Feld.

Testat: Im Blockseminar erstellen sie eine Medienethnografie (Miniatur) zu "Hitze, Stadt und Medien". Das Testat ist die Präsentation ihres Vorgehens und ihrer Ergebnisse in max. 10 Minuten.

Die Folgen des Klimawandels werden zunehmend spür- und sichtbar. Vor allem in Brandenburg erreichen uns regelmäßig Nachrichten von Dürren und Waldbränden, die uns die Fragilität der brandenburgischen Landschaften und Wälder vor Augen führen. Im Angesicht dieser realen Katastrophen bieten uns Computerspiele die Möglichkeit – so die landläufige Meinung – der Realität zu entfliehen und uns wirklichkeitsfernen Utopien und Dystopien hinzugeben. Doch ist dies tatsächlich der Fall? Oder – und das ist die leitende Frage dieses Seminars – können wir vor dem Hintergrund einer zunehmenden Verschmelzung von realen und virtuellen Welten Spuren des Klimawandels auch in Computerspielen finden? Dieser Frage werden wir in diesem Seminar mithilfe der In-Game Fotografie nachspüren. Das Ziel ist es ein kleines computerspielfotografisches Projekt zu realisieren, das ggf. im Rahmen einer Ausstellung im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte gezeigt wird (muss noch bestätigt warden). Zu Beginn des Seminars beschäftigen wir uns mit bestehender Forschung zu Green Game Studies, Environmental Humanities und der In-Game Photography bevor wir uns im Verlauf des Seminars zunehmend mit unseren computerspielfotografischen Projekten befassen.
Das Seminar findet in Kooperation mit dem Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte statt. Wir nutzen das Studio des Hauses für die Seminarsitzungen und werden dort auch unserer Bilder ausstellen.

Testat: 10-minütiges Referat

Das DIGAREC - Zentrum für Computerspielforschung sammelt seit seinem bestehen Computerspiele um sie als Kulturgut der Nachwelt zu erhalten und der Lehre und Forschung zugänglich zu machen. Die Teilnehmer*innen dieses Seminars erhalten Einblicke in verschiedene Teile der Sammlungsarbeit und bringen sich selbst in die Computerspielesammlung ein.

Nachdem die Pandemie die Arbeit in der Computerspielesammlung lange Zeit unmöglich gemacht hat, wagen wir den Relaunch des Konzeptes Computerspielsammlung! Neben der Sammlungs- und Katalogisierungsarbeit stehen Theoriearbeit zum Kategoriensystem, Öffentlichkeitsarbeit sowie ggf. Ausflüge zu Partnerinstitutionen auf dem Programm. Unter anderem werden im Rahmen der Sammlungsarbeit potentielle Kategoriensysteme für Computerspiele erarbeitet und getestet, Kooperationen mit der Computerspielindustrie etabliert und gefestigt, Möglichkeiten einer Mediathek und eines Gamelab konzipiert und natürlich eine Plattform geboten, sich experimentell dem Thema Computerspiel zuzuwenden.

Hier wird die Arbeit fortgesetzt, die Studierende im Wintersemester 2007/08 begonnen haben und ohne die es diese Sammlung nicht gäbe.

Die erste Sitzung ist am Donnerstag 20.04.2023, 16:00 Uhr in Raum 1.22.0.38.

Das DIGAREC Büro, Haus 22, Raum 017.

Zur Sammlung: Es gibt im Zentrum für Computerspielforschung (DIGAREC) knapp 10.000 klassische und aktuelle Computerspiele für fast alle gängigen Plattformen. Die sollen nicht nur herumliegen und einstauben, sondern der Forschung und Lehre zugänglich gemacht werden. Mittlerweile ist die Computerspielsammlung Teil der Internationalen Computerspielsammlung (ICS) und kooperiert dort unter anderem mit dem Computerspielmuseum Berlin, der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle, der Stiftung Digitale Spielkultur sowie dem game - Verband der deutschen Gamesbranche. Siehe http://www.digarec.org/projekte/cgc/.

Testat: 10-minütiges Referat 

Hermann von Pückler-Muskau, seines Zeichens Fürst und Landschaftsgärtner, außerdem Reisender, Autor und passionierter Herzensbrecher, passt in keine Schublade. Er galt seiner Zeit nicht nur als einer der bekanntesten Landschaftsgärtner (dem wir nicht nur die Parks in Branitz und Muskau, sondern auch den Park am Schloss Babelsberg zu verdanken haben), sondern auch als bedeutsamer Reiseschriftsteller. Doch seine Bücher sind keine Forschungsberichte, wie die von Alexander von Humboldt, keine romantischen Reiseromane, wie die von Laurence Sterne, keine Reiseführer, wie die von Karl Baedeker, und keine Abenteuerromane, wie sie am Ende des 19. Jahrhunderts Karl May verfassen wird. Er fällt aus jedem Vergleich heraus und galt der Wissenschaft lange als Dilettant. Beließe man es dabei, bliebe nicht mehr als ein unterschätzter Adliger, blühende Landschaften und gefrorenes Dessert. 
Das Seminar möchte den vermeintlichen preußischen Taugenichts als Weltbürger und Medienmenschen betrachten. Schon Pücklers Lebensdaten (1785 bis 1871) spiegeln ziemlich genau das medienhistorische 19. Jahrhundert wider. Als er 85-jährig stirbt, ist nichts mehr wie es war. Neben einer Verortung Pücklers in der Kultur- und Mediengeschichte der Zeit werden seine Reisebriefe analysiert und mit der Reise- und Verkehrsgeschichte des 19. Jahrhunderts kurzgeschlossen. Es geht aber auch um den Medienprofi Pückler. Als Kenner der zeitgenössischen Tagespresse sorgt er regelmäßig für Skandale. Immer wieder findet man seinen Namen in den Klatschspalten der Zeitungen. Auch berühmte Autoren, wie Immermann (Münchhausen), Dickens (Pickwicker), E.T.A. Hoffmann (Nachtstücke) nehmen ihn in ihre Werke auf. Zudem nennt er eine 'Kopiermaschine' sein Eigen. Mit ihr und mit dem Auftrag, dass sofort nach seinem Ableben eine Biografie zu verfassen sei, sorgt er für seinen Nachruhm. Von kaum einer anderen Persönlichkeit ist so viel Schriftliches überliefert wie von Pückler. 

Dieses Seminar widmet sich der Kulturgeschichte der Hexenverfolgung und der Rolle, die Medien darin gespielt haben und spielen. Beginnend mit den europäischen Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit, für die das Entstehen von Verschwörungstheorien und die Verbreitung des Konzepts "Hexe" mit Hilfe von Druckerzeugnissen in Bild und Text wesentlich war, werfen wir den Blick auf weitere Momente in der Geschichte, in denen bestimmte Gruppen aufgrund einer unterstellten Schadensabsicht als Bedrohung wahrgenommen wurden und infolgedessen Verfolgung und Gewalt erfuhren und erfahren. Die in der Lehrveranstaltung untersuchten Beispiele reichen vom nationalsozialistischen Deutschland über die Paranoia im Kalten Krieg, die „Satanic Panic“ der 1990er, Queer- & Transphobie, aktuelle Hexenverfolgungen in Afrika und Asien zu digital gestützten Phänomenen wie Cyber-Bullying, Doxing und Shitstorms.
Im Fokus steht die Erzeugung, Speicherung und Verbreitung von Wissen über "Hexen" bzw. andere Verfolgte in und durch Medien, wie Musik, Sprache, Bücher, Presseerzeugnisse, Bilder, Rundfunk, Fernsehen oder Internet. Diese dienen dabei oft nicht nur den Interessen der Verfolgenden, sondern werden auch zu Instrumenten der Ermächtigung und des Widerstands der Verfolgten.

Im Projektseminar untersuchen und experimentieren wir ausführlich mit Soundmaterial und erschließen uns beim Abhören und Montieren im Audiolabor charakteristische Ausdrucksmittel von Radiokunst, aber auch Alltagsformen akustischer Medien wie Radio und Podcast.

Mediale Übertragungen markieren paradoxe Kippmomente, in denen die Anwesenheit von Abwesendem suggeriert wird und sind damit schon immer unheimlich. Einerseits bedingen Reproduktionsmedien wie Film, Phono- oder Photographie Effekte analog zu gängigen Gespenstervorstellungen, wenn längst Verstorbene (z.B. Schauspieler vergangener Zeiten) als zur ewigen Wiederholung verdammte Doppelgänger zurückkehren. Andererseits produzieren technische ebenso wie spiritistische Medien konkrete Gespenster jenseits literarischer oder filmischer Fiktionalität: Erstere im Gebrauch entsprechenden Geräts zur Herstellung (oder Sichtbarmachung) von Tonbandstimmen und Geisterbildern, letzere indem sie (vermeintlich) Kommunikation mit Verstorbenen erfahrbar machen.
Während im ersten Teil der Veranstaltung die Gothic Novel bzw. Schauergeschichte ebenso eine Rolle spielen wie Robertsons Phantasmagorie oder der ab Mitte des 19. Jh. aufkommende Spiritismus, der das Medium in seiner heute beinahe in Vergessenheit geratenen Bedeutung versteht, befassen wir uns in der zweiten Semesterhälfte mit der Inszenierung des Unheimlichen im Film: Insbesondere, aber nicht ausschließlich im Horror- und Gothic-Film stellen Telefone Kontakt zu anderen Welten her, Tonbandaufnahmen beschwören Dämonen herauf oder machen Geisterstimmen hörbar, Gespenster kriechen aus Fernsehgeräten oder treiben Menschen via Internet in den Suizid.

Das Seminar folgt dem Ansatz eines Lehrforschungsseminares, indem es viel Platz für eigene Ideen lässt und in aktuelle Forschungen an der UP eingebunden ist. Das Seminar verfolgt zwei Stränge: Eine kulturwissenschaftliche Betrachtung von Wind sowie einen Praxispart, der mit digitalen Methoden Winddaten erforscht und auf den theoretischen Fragen aufbaut. Es wird von Prof. Dr. Peer Trilcke (Literaturwissenschaft), Prof. Dr. Birgit Schneider (Medienwissenschaft) und Dr. Maximilian Hepach (Philosophie, Medienwissenschaft) gemeinsam unterrichtet.

Wind ist unsichtbar, er wird vermittelt über die Bewegung von Zweigen und Ästen oder die Gischt auf dem Wasser. Das Seminar widmet sich einer komparatistischen Frage, welche Medien Wind in welcher Weise darstellen. Windkarten, Wind in der Kunstgeschichte, aktuelle Kunstwerke, die mit Wind arbeiten, die Rolle von Wind in der Literatur aber auch Windkraft und Winddaten in Zeiten des Klimawandels sowie spezifische Winde wie der Föhn (regional) oder der Jet Stream (global) bilden den Gegenstandsbereich des Seminars. Lektüren aus der Medientheorie, der Wissenschaftsgeschichte, der Kartographie oder der Phänomenologie bilden den theoretischen Hintergrund.

Im Seminar werden wir uns mit dem Phänomen Wind umfassend auseinandersetzen und die Verbindungen zu kulturellen Fragen ausloten. Parallel zum Seminar findet ein Hackathon in Potsdam mit dem Titel Environmental Data, Media and the Humanities statt (31.5.-2.6.), bei dem wir mit digitalen Methoden zu Windfragen arbeiten. Der Hackathon ist für die Seminarteilnehmenden grundsätzlich geöffnet. Dieser wird vom Netzwerk Digitale Geisteswissenschaften gemeinsam mit dem Forschungsprojekt Weather Reports. Wind as Media, Model and Experience ausgerichtet.


Hannah Arendt hat sich vor allem in „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ kritisch mit dem zeitgenössischen Verständnis der Menschenrechte auseinandergesetzt. Um Rechte zu haben, so Hannah Arendt, muss der Mensch mehr sein als nur ein Mensch, nämlich ein Mitglied einer politischen Gemeinschaft, denn nur als ein solches Mitglied kann ein Mensch einklagbare Rechte auf Bildung, Arbeit, Wahlen, Gesundheitsfürsorge, Kultur (usw.) genießen.

Das Seminar wird sich mit Videokunst (der letzten 20 Jahre bis heute) beschäftigen und der Frage nachgehen, wie diese Arbeiten mit verschiedensten künstlerischen Strategien versuchen, aktuelle politische Diskurse zu erweitern. Im Zentrum stehen Fragen nach dokumentarischer Ästhetik, Zeugenschaft und politischer Performativität als Aspekte eines aktuellen Medienarchivs.
 
Ausgangspunkt des Seminars ist die Sammlung des Videoforums beim Neuen Berliner Kunstverein – u.a. mit Arbeiten von Yael Bartana, Mona Hatoum, Hito Steyerl, Halil Altindere.

„1971 auf Initiative von Künstler*innen und Kulturproduzent*innen gegründet, ist das Video-Forum mit 1.700 Werken internationaler Videokunst die älteste und größte Videokunstsammlung in Deutschland.“