Den Ausgangspunkt des Seminars bildet das Buch Droga 816 (Straße 816)
des polnischen Schriftstellers, Kulturwissenschaftlers und Ornithologen
Michal Ksiazek. Die Beschreibung seiner zwischen Reisereportage und
Reiseroman oszillierenden Wanderung(en) führt an die östliche Grenze
Polens des Jahres 2015. Hier breiten sich um den Fluss Bug und im Urwald
Bialowieza menschenarme, von Spuren einer ausgelöschten multiethnischen
Vergangenheit durchzogene Grenzlandschaften aus. „Vergessene
Landschaft(en)” bringt der Text im Verweben von Geographie und
Geschichte hervor und schärft unpathetisch den Blick für menschliche
Katastrophen, zu denen 2015 die Diskussionen um die Abholzung eines der
letzten europäischen Urwälder gehörte. Wie sich der Wahrnehmung dieses
polnisch-ukrainisch-belarussischen Grenzraums in der Gegenwart geändert
hat, wird über aktuelle (Zeitungs)-Reportagen in den Blick genommen.
Fast
zeitgleich mit Ksiazeks Reisebuch ist Ziemowit Szczereks Roman Siódemka
(Sieben) erschienen. Die Reise des Protagonisten, eines Journalisten,
führt auf der Straße 7 von Kraków nach Warschau durch die polnische
Provinz. Was aber hat dieser Roman durch das zentrale Polen mit
„Grenzlandschaften” zu tun? Einst endete hier (Grenze nicht als Linie,
sondern als Raum verstanden) nach der Einverleibung großer Teile Polens
das Russische Reich. Vor diesem Hintergrund wird im absurden Spiel des
Romans ein Angriffskrieg Putins(!) auf Polen kurzzeitig „real”.
Das
Seminar abschließen wird ein Blick auf die westliche Grenze Polens, auf
Schlesien ‒ auf eine Grenzlandschaft, die als Gedächtnisraum seit
einigen Jahren von polnischen und deutschen Autor:innen narrativ
erschlossen wird.
- Kursleiter*in: Dr. Birgit Krehl
Im Seminar beschäftigen wir uns mit den Problemen der Übersetzung von nicht-fiktionalen Texten. Untersucht werden unter anderem solche Textsorten wie Reportage, Brief, Biografie, wissenschaftlicher Artikel, Kochrezept, Zeitungsartikel, politische Rede, Werbetext, Dokumentarfilm. Im theoretischen Teil setzen wir uns mit der übersetzungsrelevanten Texttypologie auseinander, um uns bewusst zu machen, welche Rolle die richtige Identifizierung der Textart bei der Auswahl geeigneter Übersetzungsstrategien und -techniken und folglich bei der Anfertigung einer guten Übersetzung spielen kann. Das Hauptaugenmerk der Analyse der zu übersetzenden Texte wird auf sprachlich-kulturelle und poetisch-ästhetische Aspekte gelenkt, wobei textexterne Faktoren (wie unter anderem Intention und Wirkung des Textes) nicht ausgeblendet werden. Die Studierenden werden die Möglichkeit haben, verschiedene Textsorten aus dem Polnischen ins Deutsche und aus dem Deutschen ins Polnische selbstständig zu übersetzen, ihre Übersetzungslösungen im Plenum zu diskutieren und schließlich diese mit veröffentlichten Übersetzungen zu vergleichen.
- Kursleiter*in: Dr. phil. Malgorzata Tempel
- Kursleiter*in: Julia Kriese