Streit ist für die Demokratie wesentlich – besonders im Umfeld von Wahlen. Für die inhaltliche Auseinandersetzung haben sich Argumentationsmuster, Rituale und Formate herausgebildet, die Fairness und Konstruktivität anstreben. Anhand aktueller Kontroversen soll im Seminar ergründet werden, was eine solche "Streitkultur" ausmacht und wohin sie sich in Deutschland entwickelt. Dabei werden mediale Inszenierungen und Formatierungen analysiert und diskutiert - vom "TV-Triell" ums Kanzleramt über die Gestaltung von Meinungsseiten bis zum Schlagabtausch auf YouTube.

Das philosophisch-plurale Programm des Pragmatismus versucht nicht weniger als die Trennung zwischen Theorie und Praxis letztgültig aufzulösen. Unter dem Primat praktischer Handlungen soll so ein detranszendentalisiertes Prozessverständnis erarbeitet werden, das sich an lebensweltlichen Problemen orientiert. Ausgehend von dieser umgekehrten philosophischen Herangehensweise, dienen Pragmatismus und Neopragmatismus als Antrieb für den Practical Turn und somit als Inspirationsquelle für Anthropologie, Ästhetik, Pädagogik, Semiotik, Wissenschafts- und Medientheorie – und hier vor allem für neuere Strömungen, wie Gender Studies, postkoloniale Theorien und Critical Pedagogy.
In diesem Seminar wollen wir den Pragmatismus in seinen Grundlagen kennenlernen und – im Sinne seiner Erfinder*innen – praktisch auf die Konzepte Wissen und Wissenschaften, Öffentlichkeiten sowie Medien anwenden. Dies erscheint im ungewiss-modernen Lichte zunehmenden Demokratieabbaus und vielfältiger gesellschaftlicher Konflikte als besonders relevant.
Für das Seminar müssen sie keine philosophischen Vorkenntnisse mitbringen, da wir uns nach einer Phase des Sammelns Ihrer eigenen Erfahrungen und Sichtweisen, die weiterführende pragmatistische Diskussionsbasis gemeinsam erarbeiten.
Zusätzliche Informationen:
Das Testat besteht in aktiver Teilnahme sowie in punktuellen, kleinen, schriftlichen Beiträgen zu Themen des Seminars (ca. 3-5). Dies werden voraussichtlich Zusammenfassungen, kurze Essays, kleine Artikel oder Definitionen sein.

Was wir mittlerweile alltäglich unter dem Begriff Wissenschaftsjournalismus zusammenfassen, hat in den vergangenen Jahren unaufhörlich an Aufmerksamkeit und Relevanz zugelegt. Die Erkenntnisse über den Klimawandel und seine Auswirkungen, die anhaltende globale Gesundheitskrise oder die so genannte genetische Revolution sind nur einige der Themenfelder, die in der wachsenden Medienlandschaft unter Rückgriff auf wissenschaftliches Wissen dargestellt, kommentiert und folglich kontextualisiert werden. Damit gehen vielfältige ethische und politische Fragestellungen über die Arbeit und die Stellung von Wissenschaften in global agierenden Gesellschaften einher.
Aber was steckt eigentlich hinter der journalistischen Arbeit zu den Wissenschaften? Welche Akteure, Sprachen, Formate und Methoden zur Er- und Vermittlung komplexer Sachverhalte finden Anwendung in den journalistischen Ressorts oder bei den Einzelsprecher*innen der Wissenschaftskommunikation, die möglicherweise selbst gar nicht aus den wissenschaftlichen Disziplinen stammen über die sie berichten?
Neben diesen Fragen, denen wir uns historisch, wissenschaftsforschend und praktisch anhand von Positiv- wie Negativ-Beispielen widmen wollen, bleibt die Frage inwiefern wir all dies im Kontext dekolonialer Wissenschaftskritik reflektieren sollen. Denn die westlich geprägten Natur- und Sozialwissenschaften stehen neben ihren Erfolgsgeschichten berechtigterweise unter dem weitläufigen Verdacht ihre Vormachtstellung teilweise ausgenutzt bzw. durch ihre Innovationen zu irreversiblen Problemen geführt zu haben.

Im Zuge des Seminars soll ein Workshop mit einer externen Person aus Theorie und Praxis des nicht-kanonischen Wissenschaftsjournalismus abgehalten werden. Dazu wird es im Dezember zu einer Terminverlegung kommen müssen. Der Workshop soll am Donnerstag, dem 9.12. von 10-12 Uhr (Raum: 1.12.0.05) stattfinden.

Dieses Seminar widmet sich der langen Geschichte der Assoziation medialer und magischer Effekte. Anhand dreier Schwerpunkte – Sprache & Sound, Bilder, technische Medien – untersuchen wir das Wechselverhältnis von Medien und Magie in Mythologie, Ritual, Literatur, Film, darstellender Kunst und Unterhaltungskultur. Den zeitlichen Rahmen von der Antike über das Mittelalter und die frühe Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert spannend, fragen wir nach dem übernatürlichen Potential, das Medien im kulturellen Imaginären begleitet. Die analysierten Beispiele reichen dabei von Spiegeln und Projektionsmedien über Sprache, Tonaufzeichnungen und Telefonate über Bühnenillusionen zu Fotografie, Film und Fernsehen.

Während dieses Semester einen Schwerpunkt auf analoge Medien setzt, ist im Sommersemester 2022 ein anschließendes Seminar vorgesehen, das Medien und Magie mit Blick auf digitale Medien in den Blick nimmt.

In diesem Seminar nehmen wir uns Zeit für die intensive Auseinandersetzung mit medientheoretischen Texten, die sich dem Medienbegriff und der Medienanalyse widmen.
Geplant sind zwei weitere Lektüreseminare in den kommenden Semestern, die auf diesem aufbauen und es diskurshistorisch fortsetzen.

Zur Materialität von Computerspielen und anderen digitalen Medien

Wenn von digitalen Medien die Rede ist, dann werden gerne nichtstoffliche Metaphern und Modelle herangezogen (z.B. Cloud-Computing), um sie zu beschreiben. Bei Computerspielen verhält es sich oft umgekehrt. Als vermeintlich immaterielle Form des Spielens werden Computerspiele mit stofflichen Begriffen beschrieben. So spricht man etwa von der Spiel-Mechanik. Dabei kann oft niemand genau sagen, worin die Mechanik digitaler Medien genau besteht. Auf der ästhetischen Ebene von Computerspielen ist in letzter Zeit ein Trend zu einer Ästhetik des Materiellen zu beobachten. Spiele wie Mundaun arbeiten mit von Hand gezeichneten Grafiken. Das Spiel Trüberbrook arbeitet mit einer Stop-Motion-Technik und Yoshi’s Crafted World erstrahlt ähnlich wie Spiele der Little-Big-Planet-Reihe als romantisches Bastelparadies.
Vor dem Hintergrund vielfältiger aktueller und historischer Diskurse widmet sich dieses Seminar der Frage nach der Materialität von Computerspielen und anderen digitalen Medien. Dazu lesen wir Texte von Yuk Hui, Felix Raczkowski, Wendy Chun, Olli Leino, Nicole Starosielski, Josef Nguyen und anderen.

Vorlesung: Medienästhetik: Wahrnehmung / Umgebungen / Kreisläufe (asynchron)

Die Medienästhetik-Vorlesung widmet sich den Themenkreisen Wahrnehmung, Umgebungen und Kreisläufe. Sie stellt die Ästhetik im Sinne der Aisthesis ins Zentrum – also als Lehre von der sinnlichen Wahrnehmung. Diese wird anhand von zentralen Begriffen wie Mimesis, Simulation, Schein, Immersion, Aura und Atmosphäre sowie technisches Sensing entfaltet, Begriffe, die für viele Fragen der Medienwissenschaft zentral sind. Wir nehmen aber auch Konzepte wie virtuelle Umwelten und den Begriff des environments in den Blick und Fragen nach der Ästhetik spezifischer Medien von Panorama bis zum Smart Phone. In jeder Woche befassen wir uns anhand von Primärtexten mit AutorInnen, die hierzu einschlägig publiziert haben und von denen einige auf ganz unterschiedliche Weise eine ökologische Ästhetik skizziert haben. Im Zentrum steht die Frage, wie Umwelten wahrgenommen werden und was geschieht, wenn diese Wahrnehmung medial und technisch aufgerüstet wird durch Prothesen, Linsen, Kameras, Projektionen, Head Mounted Displays oder Go-Pro-Kameras. Die Vorlesung wird dabei Schlaglichter der Theorie praxisnah anhand von zahlreichen einschlägigen, aber auch randständigen Beispielen aus allen Bereichen der Kunst entfalten.

Medienästhetik: Wahrnehmung / Umgebungen / Kreisläufe (Seminar zur Vorlesung)

In diesem Seminar lesen und diskutieren wir klassisches Texte zur Medienästhetik und diskutieren Beispiele begleitend zur Vorlesung Medienästhetik. Themen sind dabei das Schöne und das Erhabene (Immanuel Kant, Baumgarten), physiologische und technologische Bedingungen sinnlicher Wahrnehmung (Jonathan Crary, Herrmann von Helmholtz), Mimesis (Roger Caillois, Walter Benjamin), Aura (Walter Benjamin), Simulation (Jean Baudrillard), Immersion (Oliver Grau, Janet Murray), Atmosphäre (Gernot Böhme), mediale Umwelten (Marshall McLuhan), Kybernetisierung der Ästhetik (Friedrich Kittler), wahrnehmende Umwelten (Jennifer Gabrys).

Die Corona-Zeiten wirken sich nicht nur auf die Körper in Form einer Gesundheitskrise aus, sondern auch auf die sozialen Beziehungen, da die Politik verschiedener Regierungen die immerwährende Idee der Kernfamilie und des ‚Familienheims‘ erneuert - wobei das ‚Familienheim‘ nicht nur private von öffentlichen Räumen abgrenzt, sondern auch die Normen von Körpern, Geschlechtern und Sexualitäten rahmt und damit als Instrument der Einschränkung und sozialen Kontrolle dient. Erinnert an die Politik der US-amerikanischen Regierung während der AIDS-Krise in den 1980er/90er Jahren, in der konservative Familienwerte zu einer ‚revitalisierenden Kraft‘ wurden, nehmen wir das 'cinema of transgression' und die Überlegungen der Theoretikerin Sara Ahmed als Ausgangspunkt, um uns die Idee eines ‚snaps‘ vorzustellen:

“Lauren Berlant introduces the idea of ‘cruel optimism’ to explain how we can end up holding on to what diminishes us… a cluster of promises that can surround an object (an idea, a thing, a person, a relation); how we can stay attached to a life that is not working. … Cruel optimism might be one way of explaining how we do not snap the bonds that are, at some level, compromising, maybe of our existence; maybe of our capacity to realize an idea of an existence.”

Eine Reihe von Künstler:innen verschiedener Genres und Ästhetiken (Film, Video, Skulptur, Performance) haben ihre kritischen und oft sarkastischen Ansichten über ein dysfunktionales Familiensystem beigesteuert. Im Seminar werden wir die Texte von Sara Ahmed und Lauren Berlant als Grundlage für unsere genaue Betrachtung der künstlerischen Arbeiten von David Wojnarowicz, Marianna Simnett, Eija-Liisa Ahtila, Gillian Wearing, Henrik Oleson, Tracey Moffatt (...) nehmen.