Mit seinen Eklogen oder Hirtengedichten tritt der junge Vergil mitten in den Jahren der Bürgerkriege zwischen Antonius und Oktavian auf die literarische Bühne. In den zehn Gedichten spiegeln sich jedoch nicht nur die Ereignisse dieser bewegten Zeit, sondern auch eine intensive literarische Debatte um Dichtung und Dichter, die schließlich in der augusteischen Klassik münden wird. Wir werden im Seminar in die bukolische Welt der vergilischen Hirtendichter eintauchen und uns mit den vielen Rätseln befassen, die Vergil seinen Lesern damit hinterlassen hat. Gleichzeitig wird sich uns aber auch Gelegenheit bieten, mit den Augen antiker Leser darauf zu schauen, Leser, deren oft widerstreitende Perspektiven sich in zahlreichen Rezeptionszeugnissen erhalten haben.

Diese Übung hat zum Ziel, in die grundlegenden Themen, Methoden und Arbeitsmittel des Faches Klassische Philologie einzuführen. So wird es unter anderem um die Entstehung, Rezeption und Überlieferung der Texte und Werke gehen, mit denen Sie sich im Studium beschäftigen werden, wir besprechen Arbeitsmittel wie die kritische Edition, das wissenschaftliche Lexikon oder die bibliographischen Nachweisinstrumente, und ich stelle Ihnen einige Arbeitsgebiete unseres Faches vor, z.B. Textkritik, Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft.

Im zweiten Teil der Vorlesungsreihe werden wir uns mit der Geschichte der Lateinischen Literatur von der spätaugusteischen Zeit bis in die Spätantike beschäftigen. In diesen etwa 450 Jahren entstanden zahlreiche wirkungsmächtige Werke, welche die europäische Literatur und Kultur geprägt haben. Die bereits bekannten Kategorien von Gattung, Epoche und individueller Persönlichkeit werden uns auch hier helfen zu verstehen, was römische Literatur ausmacht und geprägt hat.