Nicht nur der Zweite Weltkrieg und die Shoah haben zu dramatischen demographischen Verlusten und einem starken Schwund jüdischen Gemeinschaftslebens in der einstigen Sowjetunion geführt. Nach deren Auflösung wanderten zahlreiche Jüdinnen und Juden nach Israel, in die USA und nach Europa aus, während erste Bemühungen einer Konsolidierung des jüdischen Lebens vor Ort ebenfalls einsetzten. In der Ukraine erlebten ab den 1990er Jahren u.a. die jüdischen Gemeinden in Dnepropetrowsk (heute Dnipro), Kiew und Odessa einen erstaunlichen Aufschwung, ebenso jüdische Kultur- und Bildungseinrichtungen. Spätestens seit der Euromaidan-Revolution 2013/14 sind Jüdinnen und Juden auch vermehrt im gesellschaftspolitischen Bereich engagiert. Wie haben die Gemeinden auf die politischen Umbrüche in der Ukraine während der letzten drei Jahrzehnte reagiert? Hat sich das Verhältnis zwischen jüdischen und nichtjüdischen Ukrainern neu konstituiert? Und welche Rolle spielt Antisemitismus (noch) im gesellschaftlichen Zusammenleben? Im Seminar suchen wir nach Antworten auf komplexe Fragestellungen. Gute Englisch-Kenntnisse sind von Vorteil, aber keine zwingende Voraussetzung. Das Seminar ist auch für Studierende der Jüdischen Studien und der Sozialwissenschaften geeignet.
- Kursleiter*in: Dr. Olaf Glöckner