Das Oberseminar behandelt die Frage, auf welche
Weise die wichtigsten, oft sehr von einander verschiedenen Formen unfreier
Herrschaft des 20. Jahrhunderts am besten zu verstehen sind. Der oft
unreflektiert gebrauchte Begriff der Diktatur hilft in den meisten Fällen kaum
weiter, weil er zum einen ursprünglich nur eine zeitlich begrenzte
Alleinherrschaft bezeichnete und zum anderen weder den Charakter des jeweiligen
Regimes beschreibt noch Aufschluss über die Gründe für seine Entstehung gibt.
Stattdessen sollen drei Konzepte zur Erklärung moderner Willkürherrschaften
näher betrachtet werden: die Totalitarismustheorie in ihren verschiedenen
Ausprägungen, das Konzept der politischen beziehungsweise säkularen Religion
und der auf die griechischen Ursprünge des politischen Denkens zurückgehende
Tyrannisbegriff. Dabei werden zum einen verschiedene Vertreter dieser
Denkmuster, wie Hannah Arendt, Raymond Aron, Eric Voegelin und Leo Strauss,
näher betrachtet, zum anderen aber auch ausgewählte Beispiele von Regimen
untersucht, auf die diese Konzepte angewandt werden können, wie das „Dritte
Reich“, die Sowjetunion Stalins oder das faschistische Italien.
- Kursleiter*in: Prof. Dr. Matthias Oppermann