Internationale Organisationen (IOs) sehen sich immer größerem Druck ausgesetzt. Mitgliedsstaaten verlassen Organisationen, kürzen ihre Beitragszahlungen, stellen die Legitimität von Multilateralismus in Frage oder schaffen alternative Kooperationsforen. Nichtstaatliche Akteure mobilisieren über Grenzen hinweg, um auf Ungerechtigkeiten in Bezug auf Globalisierung aufmerksam zu machen. Die Finanzkrise 2008, Migration aufgrund von Krieg und Klimafolgen und eine globale Pandemie zeigen wiederholt die Schwachstellen globaler Kooperation und Solidarität.
Dieses Seminar beschäftigt sich mit aktuellen akademischen Debatten rund um die Krise der liberalen internationalen Ordnung. In einem ersten Schritt steht die Konzeptualisierung und Erklärung von Kontinuität und Wandel der liberalen internationalen Ordnung im Zentrum. In einem zweiten Schritt beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Akteuren und Ereignissen wie populistischen Regierungen, autokratischen Regimen, Politisierung, bürokratischen Ineffizienzen und politischen Krisen und den Herausforderungen, die sich daraus für IOs ergeben. In einem dritten Schritt stehen die möglichen Konsequenzen dieser Herausforderungen im Fokus: Werden wir eine (weitere) Desintegration der EU beobachten können? Führt Kontestation und Politisierung zum Rückzug von Mitgliedsstaaten aus IOs? Unter welchen Bedingungen sind IOs in der Lage, sich zu reformieren? Wann sterben IOs? Und ist die liberale internationale Ordnung noch zu retten?
Neben akademischen Artikeln müssen Studierende in diesem Seminar auch eine aktuelle Buchpublikation zum Thema lesen, zu ihrem gewählten Buch eine kurze Rezension verfassen und diese zum Ende des Seminars in einer Sitzung vorstellen. Weitere Seminarleistungen bestehen aus kurzen Inputreferaten, Gruppenarbeiten und einer abschließenden Hausarbeit.
- Kursleiter*in: Dr. Maria Josepha Debre