Wer gegenwärtig zu medientechnologischen Innovationen, Normierungen und Ordnungen forschen möchte, kommt nicht umhin sich mit der grundlegenden Neubestimmung des Verhältnisses von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft auseinanderzusetzen. Dafür müssen u.a. Orte und Prozesse beobachtet werden, die für Konsument:innen meist unzugänglich bleiben, wie die Labore und Anlagen der so genannten (Techno)wissenschaften, wo Beobachtungsinstrumente mit Experimentalsystemen und Simulationsmodellen gekoppelt sind, um „Neues“ zu entdecken und zu erfinden. Doch wie untersucht man derart komplexe Konstellationen? Dieser Frage widmen sich die Science and Technology Studies (STS) seit rund fünfzig Jahren. Aus grundlegenden Anliegen der Wissenschafts- und Techniksoziologie entstanden, erarbeiten STS-Forscher:innen innerhalb von tiefgehenden Feldstudien und daraus entstehenden Methodendiskussionen, neue Erkenntnisse, die bereits zur empirischen Grundlage vieler gegenwärtiger Wissenschafts-, Sozial- und Medienphilosophien geworden sind. Die prinzipielle Hinwendung zu sozio-materiellen Praktiken, die menschliche und nicht-menschliche Akteure gleichermaßen ins Auge fasst, steht dabei im Zentrum dieser wachsenden Forschungsdisziplin, die in zunehmend engerem wechselseitigen Austausch mit den (technischen) Medienwissenschaften steht. Im Seminar stellen wir die Frage, welche sozio-materiellen Bedingungen und Interventionen wissenschaftliche und technologische Praktiken leiten und – als Teil der umfassenden Methodenkritik innerhalb der STS – fragen wir, wie diese skalierenden Prozesse überhaupt beobachtet und beforscht werden können. Dabei lernen wir Konzepte und Methoden der STS sowie der Wissenschafts- und Techniksoziologie (Strong Programme, Social Construction of Technology „SCOT“, Actor-Network-Theory „ANT“, Praxiographie, Agentieller Realismus) sowie damit verbundene aktuelle Strömungen der Wissenschafts-, Technik- und Medienforschung (Feministische STS, Postkoloniale STS, Situierung, Neuer Materialismus) kennen.