Die Geschichte von Lanzelot und seiner Liebe zur Ginover ist eine feste Größe in der Weltliteratur. Ulrich von Zatzikhoven gibt allerdings eine andere Version des Stoffes, die in wesentlichen Punkten abweicht. Zauberei und das Eingreifen von Wunderwesen, wie die Wasserfee, die Lanzelet aufzog, bestimmen die Handlung. Der Held heiratet mehrfach und verlässt die Frauen auch wieder. Schließlich küsst er auch einen Drachen (Motiv des „fier baiser“), der in Wirklichkeit eine verzauberte Dame ist. Wir wollen diesen Text, der lange Zeit in der Forschungsgeschichte als epigonales Werk verurteilt wurde, analysieren und diskutieren. Dabei interessiert besonders die Abgrenzung zum „klassischen“ Lanzelot-Stoff, die Identitätssuche des Helden, die Funktion des Wunderbaren sowie die in dem Roman präsentierten Frauenrollen. Aber auch Fragen nach Genealogie und Herrschaft werden eine wichtige Rolle spielen.