Der Osten der geteilten Stadt Berlin war in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts als Hauptstadt der DDR zugleich deren kulturelles und
literarisches Zentrum. Viele Institutionen hatten hier ihren Sitz,
zahlreiche Autorinnen und Autoren lebten hier, die Nähe oder Distanz zur
politisch-ideologischen Führung war hier besonders stark ausgeprägt.
Dies gilt auch für mediale oder persönliche Kontakte auf die ‚andere
Seite‘ (West-Berlin). Das Seminar führt in die organisatorischen,
kulturpolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Literatur
in der DDR während der 1970er/80er Jahre anhand von Institutionen (wie
Verlage, Verbände, Kulturhäuser, Zeitschriften), Akteuren und konkreten
Ereignissen (wie Lesungen, Schriftsteller-Tagungen, Ausstellungen) ein.
Ein Akzent liegt in Verbindungen von Literatur zur Bildenden Kunst und
zur Ost-Berliner Kunstszene. Nicht die Einübung in die Analyse und
Interpretation von literarischen Texten ist Anliegen des Seminars,
sondern das Kennenlernen verschiedener literaturbezogener Praxisformen
in einem konkreten historischen Umfeld sowie die Heranführung an
literatursoziologische Beschreibungsmodelle (wie die Feldtheorie).
- Kursleiter*in: Prof. Dr. Andreas Degen