Seit dem berühmten Satz der Philosophin Simone de Beauvoir, man komme nicht als Frau zur Welt, sondern man werde es, ist die soziale Konstruiertheit von Geschlecht ein zentraler Fokus geistes- und kulturwissenschaftlicher sowie feministischer Perspektiven. Das heißt jedoch nicht, dass der Körper in der Betrachtung von Gender keine Rolle mehr spielt oder eine reine biologische Tatsache darstellt. Denn laut Judith Butler, die von Beauvoir ausgehend die Idee der Konstruiertheit von Geschlecht weiterentwickelt, ist es verkürzt gedacht, von einer natürlichen Vorgegebenheit des Körpers und ausschließlich von den sozialen Geschlechterrollen und -identitäten auszugehen. „Das ,biologische Geschlecht‘", so Butler, „wird nicht […] als ein körperlich Gegebenes ausgelegt, dem das Konstrukt des sozialen Geschlechts künstlich auferlegt wird, sondern als eine kulturelle Norm, die die Materialisierung von Körpern regiert" (Butler 1997, 22f.). An Körpern im Allgemeinen und am weiblichen Körper im Speziellen werden also Zuschreibungen an das soziale Geschlecht gemacht. Auf diese Zuschreibungen legen wir in diesem Seminar den Fokus und diskutieren, inwiefern anhand von Körpern Geschlechtlichkeit konstruiert sowie Machtstrukturen etabliert, verfestigt und/oder aufgelöst werden. Aus einer historisch argumentierenden Perspektive werden Biologismen sowie Muster und Strategien der Hierarchisierung offengelegt.