Das Wort Performativität geht etymologisch auf das englische Verb “to perform” zurück, das sich mit ausführen, vollziehen, aufführen und verkörpern übersetzen lässt. In den letzten Jahren ist Performativität zu einem Schlüsselkonzept geworden, um die menschliche Praxis als Prozess zu beschreiben, ohne sie auf objektive Strukturen oder subjektive Intentionen zu reduzieren. Im Seminar wird die Vieldeutigkeit des Performativitätsbegriffes zwischen Sprachphilosophie und dem „performative turn“ in den Kulturwissenschaften erörtert, wobei auch Verbindungen zwischen diesen unterschiedlichen Begriffsprägungen hergestellt werden. Zuerst wird ein performatives Verständnis der Sprache ausgehend von J.L. Austins Konzept performativer Äußerungen eingeführt. In diesem Konzept wird Sprache nicht als neutrales Kommunikationsmittel aufgefasst, mit dem wir die Wirklichkeit abbilden, sondern als eine Praxis, die die Wirklichkeit mitgestaltet. Zweitens wird anhand von Judith Butlers Performativitätsbegriff, mit dem sie die Verkörperung von Gender beschreibt, der performative Konstitutionsprozess von Subjekten und normativen Praktiken diskutiert. Drittens wird die performative Wende in der Ästhetik aufgegriffen, wobei es vor allem um die Aufführung und Verkörperung ästhetischer Performances gehen wird, die in den Theater-Wissenschaften untersucht werden (vgl. Erika Fischer-Lichte).