Wie divers ist deutschsprachige Gegenwartsliteratur eigentlich? Und wie verhält es sich mit der Literaturkritik? Diese und ähnliche Fragen wurden jüngst insbesondere im Hinblick auf Verlagsprogramme und Literaturpreisnominierungen intensiv diskutiert, oftmals außerhalb des klassischen Feuilletons auf Plattformen wie Twitter. Die Diagnose bezüglich der Diversität von Gegenwartsliteratur ist verhalten optimistisch. Als Beispiele für mehr Diversität innerhalb des literarischen Feldes der Gegenwart könnte man die diesjährige Vergabe des Bachmannpreises an Ana Marwan oder die Zuerkennung des Georg Büchner-Preises an Emine Sevgi Özdamar nennen. Im Rahmen des Seminars sollen zum einen Debatten über die Diversität von Gegenwartsliteratur beobachtet und die Verwendung des nicht genuin literaturwissenschaftlichen Konzepts reflektiert werden. Zum anderen werden Räume innerhalb des literarischen Betriebs erkundet, in denen sich marginal(isiert)e Stimmen manifestieren können. Dabei sollen Zeitschriften wie Literarische Diverse, Anthologien wie Realitäten. 30 queere Stimmen oder auch Literaturfestivals wie Resonanzen. Schwarzes Literaturfestival in den Blick genommen und innerhalb des Seminars das Gespräch mit beteiligten Personen wie Literaturagent*innen oder Herausgeber*innen gesucht werden. Flankierend werden wir zudem Kurzprosa, Erzählungen und Romane von Autor*innen wie Sharon Dodua Otoo, Ronya Othmann oder Kim de l’Horizon lesen, die als „divers” gelabelt wurden oder werden könnten.

Die Lehr- und Lernziele des Seminars bestehen darin, dass Student*innen aus unterschiedlichen Perspektiven auf das literarische Feld der Gegenwart blicken, mariginal(istiert)e Stimmen bzw. Texte historisch und medial verorten und literaturwissenschaftlich interpretieren sowie Konzepte und Kategorien wie „Gegenwartsliteratur”, „Diversität” oder „queere Literatur” reflektieren können.

Voraussetzungen für den Besuch des Seminars sind Neugierde auf die Lektüre und Besprechung aktueller literarischer Texte, Bereitschaft zur Erarbeitung eines interessensbasierten Themas und insbesondere Diskussionsfreudigkeit.