Literarische Texte von Schweizer Autor*innen sind zweifellos Bestandteil des deutschsprachigen literarischen Kanons, der u.a. auch die Auswahl der Bücher für den schulischen Literaturunterricht beeinflusst. Das Seminar nimmt dies zum Anlass, einen genaueren Blick auf eng mit der Deutschschweiz verbundene Texte aus dem 19. bis 21. Jahrhundert zu werfen. Im Rahmen des Seminars werden wir uns zum einen bekannteren Texten von Autor*innen wie Johanna Spyri, der Erfinderin der Kinderbuch-Heldin Heidi, Gottfried Keller, der Novellen wie Romeo und Julia auf dem Dorfe (1856) oder Kleider machen Leute (1874) geschrieben hat, Max Frisch, der u.a. die nach wie vor aktuelle Tragödie Biedermann und die Brandstifter (1958) verfasst hat, oder Friedrich Dürrenmatt, dem Autor des zeitlosen Theaterstücks Der Besuch der alten Dame (1956) widmen. Zum anderen werden wir auch literarische Texte etwas weniger bekannter Autor*innen wie Robert Walser, Adelheid Duvanel, Melinda Nadj Abonji und Ariane Koch gemeinsam analysieren, um marginale(re) Stimmen im literarischen Feld ebenfalls zu berücksichtigen. Mit Blick auf die Textanalysen und -interpretationen wird uns zudem die nicht nur für Deutschschweizer Literatur relevante Frage begleiten, welche Chancen und Grenzen literaturwissenschaftliche Kategorien wie „Nationalliteratur”, die bei Literaturpreisen wie dem Schweizer Buchpreis eine entscheidende Rolle spielt, oder sogenannte „Migrationsliteratur”, die Autor*innen auf eine biographische Erfahrung festzulegen scheint, oder Konzepte wie „Transkulturalität” und „literarisches Feld” aufweisen.

Die Lehr- und Lernziele des Seminars bestehen darin, dass Student*innen erstens anhand ausgewählter Texte einen Überblick über Literatur der deutschsprachigen Schweiz erarbeiten, zweitens textanalytische Fertigkeiten und Kenntnisse vertiefen und drittens anhand literarischer Beispiele literatur- und kulturwissenschaftliche Begriffe und Kategorien reflektieren können.

Voraussetzungen für den Besuch des Seminars sind Neugierde auf die Lektüre und Besprechung literarischer Texte, Bereitschaft zur (literatur)wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Texten und insbesondere Diskussionsfreudigkeit.