Zum Inhalt des Seminars: Melusine - Erzählungen vom Scheitern?

Die deutsche Bearbeitung der 'Melusine', Hauptfigur eines ursprünglich französischen mittelalterlichen Romans, durch Thüring von Ringoltingen, verknüpft Fragen von Aufstieg und Herrschaft, Vorsehung und Leistung sowie Erfolg und Scheitern miteinander. Diese sollen im Seminar untersucht werden, wobei das kaum erforschte Motiv des Scheiterns untersucht wird: Warum wird in einer Erzählung, die genealogisch so anspruchsvoll ist, so ausgiebig gescheitert? Immerhin enthebt Thürings Melusine den Stoff aus den vorangegangenen Haushistoriographien und leistet eine Ableitungserzählung adliger Herrschaft überhaupt. Ausgehend von dem auffälligen Nebeneinander von prominent erzähltem Scheitern und genealogischem Anspruch führt das Seminar zunächst in die Funktion genealogischer Erzählungen ein und ergänzt diese mit gattungstheoretischen Überlegungen zum Scheitern. Denn das Scheitern der Melusine ist ist der Gattung angelegt, der sie zugehört: Den Mahrten-Erzählungen (Erzählungen von Beziehungen zwischen anderweltlichen Figuren und Menschen), die immer mit der Trennung der beiden ungleichen Partner enden. Fragen, die sich dabei ergeben sind z.B.: Was macht die literarische Figur der Fee aus? Welche Konzepte von Mensch, Mahr, Minne, Gesellschaft und Genealogie werden in Erzählungen wie der Melusine entworfen?