„Postkoloniale Theorie“ beschäftigt sich kritisch mit der europäischen Darstellung aussereuropäischer Kulturen vor dem geschichtlichen Hintergrund des Kolonialismus. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Westen seinem Wesen nach unfähig sei, fremde Kulturen unverzerrt wahrzunehmen, weil der offene Blick auf die „Anderen“ durch koloniale und imperiale Interessen verstellt sei. Es bestehe demnach ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Welteroberung und Weltkenntnis, der auch den vermeintlich arglosen Forschungsreisenden zum Agenten kolonialer Dominanzansprüche mache. Die westliche Geschichtsschreibung wird dabei als das eigentliche Feld identifiziert, auf dem sich Wissen und Macht zu einem übermächtigen kolonialen Diskurs verbunden hätten. Im Seminar soll es darum gehen, die Tragfähigkeit dieses Forschungsansatzes anhand ausgewählter Quellen und Literatur kritisch zu prüfen.
einführende Literatur
Conrad, Sebastian/Randeria, Shalini (Hg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften. Frankfurt u. a. 2002.
Mar Castro Varela, Maria do; Dhawan, Nikita, Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung. 2. Aufl. Bielefeld 2015.
- Kursleiter*in: PD Dr. Sven Trakulhun