Freundschaft ist auch in der mittelalterlichen Literatur ein zentrales Vergesellschaftungsprinzip und wie so viele andere funktioniert es geschlechtsspezifisch: Frauenfreundschaften sind strukturell anders als die von Männern. Während die Bezugsperson der adligen Dame meist eine Zofe, also eine Rangniedrige, ist, sind Männer auf Augenhöhe befreundet und so eng, dass sie – anders als die Frauen – für ihren Freund sterben oder töten würden. Wie die Literatur des Mittelalters von dieser offenbar recht komplexen Beziehung erzählt, die zwar Treue beweist, aber in ihrer Bedingungslosigkeit oft nicht unproblematisch ist, wollen wir uns an ausgewählten Beispielen genauer ansehen. Wir lesen dazu Konrads von Würzburgs Engelhard (unter Zuhilfenahme einer Übersetzung) ganz und ziehen Ausschnitte aus anderen Texten, die von Freundschaft erzählen, hinzu.