Der deutsche Kolonialismus galt lange Zeit als kurzlebige und marginale Episode der deutschen Geschichte. Er begann erst spät und währte nur bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Erst die europaweit geführte Raubkunstdebatte und nicht zuletzt die Diskussionen um die inhaltliche Ausrichtung des Berliner Humboldtforums haben die deutsche koloniale Vergangenheit neuerdings wieder ins allgemeine Bewusstsein gehoben.

Noch weniger bekannt sind die früheren Versuche deutscher Kaufleute, Könige und Fürsten, am Kolonialhandel teilzuhaben oder sogar eigene Kolonien zu gründen. Sie begannen bereits im 16. Jahrhundert mit den Fuggern in Südamerika, wurden fortgeführt von den Brandenburgischen Fürsten und führten auf diese Weise eine Reihe deutscher Kaufleute und Kolonialherren im 17. und 18. Jahrhundert nach Afrika und China. Das Seminar begibt sich auf die Spuren früher deutscher Kolonialherrschaft und fragt nach ihren Entstehungsbedingungen, erörtert ihre ideologischen und kulturellen Voraussetzungen und diskutiert postkoloniale Zugänge zur ferneren deutschen Vergangenheit.