Das Seminar wird sich mit einem Teilbereich der jüngeren Gegenwartsliteratur auseinandersetzen, den man als avantgardistisch oder innovativ bezeichnen könnte. Es handelt sich vorwiegend um Texte, die Leseerfahrungen, -gewohnheiten und -erwartungen irritieren, weshalb wir uns ihnen im Rahmen einer methodisch reflektierten, genauen, aber auch neugierigen Lektüre gemeinsam nähern werden. Befassen werden wir uns u.a. mit Max Czolleks Gedichtband „Grenzwerte“ (2019), in dem faktuale und fiktionale Textelemente zu Gedichten montiert werden, Dorothee Elmigers Essay Aus der Zuckerfabrik (2020), das Texte anderer Autor:innen aufgreift, umwendet und auf diese Weise über das Schreiben selbst reflektiert, oder Axel Ruoffs Roman „Irrblock (2020), der im Modus des Beschreibens Zusammenhänge bspw. zwischen Nachkriegs- und zeitgenössischen Diskursen freilegt. Weitere Beispiele sind Literaturzeitschriften wie IDIOME. Zeitschrift für Neue Prosa, die dezidiert eine Plattform für neue Literatur ist, oder das Textkollektiv für Digitale Literatur 0x0a, dessen Kunst auf Algorithmen basiert. Zum anderen werden wir uns auch mit dem Label „experimentell“ selbst auseinandersetzen, indem wir es literaturgeschichtlich zu Konzepten wie „Avantgarde“ oder „Klassiker“ in Beziehung setzen, aus einer literaturtheoretischen Perspektive entsprechende Klassifikationsversuche hinsichtlich der Gegenwartsliteratur diskutieren und ausgehend von „Abweichungen“ (experimentellen Texten) über die impliziten Standards und Normen des Literaturbetriebs reflektieren. Für einen weiteren Perspektivwechsel sorgt eine Veranstaltung mit Axel Ruoff, mit dem wir Anfang Dezember über seinen Roman „Irrblock“, aber auch über seine schriftstellerische Arbeit diskutieren werden.

Ziel des Seminars ist es, dass Seminarteilnehmer:innen Konzepte wie „Avantgarde“ oder „Klassiker“ historisch verorten und für die Analyse von Gegenwartsliteratur adaptieren, ihr Wissen über Gegenwartsliteratur vertiefen und methodisch reflektiert Texte analysieren und interpretieren können, die sich einer hermeneutischen Lektüre zu widersetzen scheinen.


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