Die zahlreichen „Türkenkriege“ der Frühen Neuzeit legen eindrucksvoll
Zeugnis ab von einer 350 Jahre bestehenden erbitterten Rivalität
zwischen Orient und Okzident, die sich auf diplomatischer,
militärischer, religiöser und ökonomischer Ebene ganz unterschiedlich
manifestierte. Die Brüche und Reibungszonen, die sich während dieser
Zeit auftaten, scheinen mitunter bis in die Gegenwart nachzuhallen.
Insbesondere die Kriege von 1683 bis 1699 und 1714 bis 1718 haben sich
tief in das kollektive Gedächtnis der Region eingegraben und geben heute
immer wieder Anlass für wissenschaftliche Untersuchungen. Wie erlebten
Adel, Soldaten und auch Bürger die immer wieder aufflammenden Konflikte?
Wie wirkten sich die durch umfängliche Propaganda geprägten Vorurteile
auf die Wahrnehmung der jeweiligen Gegenseite aus? Wie beeinflussten die
Waffengänge den Lebensalltag der Menschen? Welche Rolle spielte die
Religion? Auf Basis zahlreicher Tagebücher, Augenzeugenberichte und
Memoiren soll im Verlauf des Seminars ein Bild nicht nur vom Ablauf der
Ereignisse (militärisch wie diplomatisch), sondern auch und vor allem
von der Wahrnehmung und Erfahrung der Zeitgenossen auf beiden Seiten
entstehen.
- Kursleiter:in: Marco Kollenberg