Der Begriff der Moral wird in der Philosophie deskriptiv und normativ gebraucht. In seiner deskriptiven Verwendung fasst er die Regeln einer Gemeinschaft als verbindliche und handlungsleitende Regeln zusammen. In seiner normativen Anwendung wird zu faktisch geltenden Handlungsweisen eine vernünftige Begründung hergeleitet.

Homo homini lupus. Thomas Hobbes, der das ursprüngliche Wesen des Menschen als ein kriegerisches fasst, zeichnet im Leviathan, in bemerkenswerter Weise, ein tiefgründiges Spannungsverhältnis. Seine Lehre der Affekte legt nicht nur dar, dass das menschliche Verhalten durch Triebfunktionen bestimmt wird, sondern auch wie es durch Regeln eines Gemeinwesens einzuschränken oder zu fördern ist. Seine systematischen Beobachtungen sollen uns als Ausgangspunkt dienen. David Hume wird das Wesen derjenigen Dinge und Verhaltensweisen, die wir als achtenswert und nützlich empfinden, als Grundlage unseres moralischen Verständnisses werten. Seine generelle Einteilung führt uns zu einem ersten Verständnis dessen, was wir als Utilitarismus bezeichnen. Ob und inwiefern ein gesellschaftliches Nutzenmaximierungsprinzip dem egoistischen Streben zuwiderläuft, wird von hier ab im Fokus unserer gemeinsamen Recherche stehen. Nach der Auffassung George E. Moores machen sich John Stuart Mill und Henry Sidgwick in ihren Konzeptionen über den Egoismus als Hedonismus und den Utilitarismus eines naturalistischen Fehlschlusses schuldig. Dieser besteht im Kern in einer Identifikation von Faktischem mit Normativem. Solcherlei Bezugnahmen sind nach Moores Auffassung nicht zulässig, da der normative Charakter einer Eigenschaft (gut) als Eigenschaft von etwas Faktischem verloren geht. Wir wollen in gemeinsamer Textarbeit die Unterschiede der vorgestellten Positionen sondieren und vergleichen.