Zahlreiche nationale und internationale Studien verweisen bis in die Gegenwart auf bestehende Zusammenhänge zwischen Bildungsverläufen und individuellen Merkmalen. Faktoren der sozialen Herkunft oder des Migrationshintergrundes wirken nach wie vor sowohl auf schulische Leistungen als auch das Erreichen höherer Bildungsabschlüsse. Diese Effekte variieren jedoch zwischen den Ländern, wie u.a. die PISA-Ergebnisse deutlich zeigen. Demnach lassen sich z.B. in den skandinavischen Ländern und Kanada nur geringfügig Zusammenhänge zwischen Herkunftsmerkmalen und schulischer Leistung nachweisen, während in Deutschland, Österreich und Ungarn diese Effekte umso stärker auftreten. Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen beiden Ländergruppen liegt in den Strukturen der jeweiligen Bildungssysteme, insbesondere im Bereich der Sekundarstufe: bei Ersteren handelt es sich um eingliedrige Gemeinschaftsschulsysteme, bei Letzteren um mehrgliedrige Schulsysteme. Im Seminar wird demnach der Frage nachgegangen, inwieweit institutionelle Strukturen von Bildungssystemen unter der Berücksichtigung von Herkunftsmerkmalen auf individuelle Bildungsverläufe wirken. Der Rückgriff auf Befunde internationaler Vergleichsstudien und beispielhafter Länderanalysen soll dabei helfen, ein breites Verständnis zum Zusammenwirken von institutionellen sowie individuellen Faktoren und Bildungsungleichheiten zu erarbeiten.