Das Seminar beschäftigt sich mit ausgewählten Problemen der zeitgenössischen Diskussion des Selbstwissens (»self-knowledge«) und der Autorität der ersten Person. Eine Reihe von neueren Ansätzen versucht den Umstand, dass wir scheinbar ohne äußere Beobachtung von unseren Überzeugungen und Absichten wissen können, nicht so sehr durch einen besonderen kognitiven Zugang unserer theoretischen Erkenntnis zu erklären – einen speziellen inneren Sinn, in dem uns die mentalen Zustände zugänglich wären –, sondern dadurch, dass wir von diesen Überzeugungen und Absichten im Modus eines praktischen Wissens Kenntnis haben: Wir wissen von unseren Überzeugungen und unseren Absichten ohne Beobachtung, weil wir sie wesentlich dadurch kennen, dass wir uns auf sie festlegen. Im ersten Teil des Seminars werden wir uns mit Richard Morans Authority and Estrangement, dem am weitesten ausgearbeiteten Versuch einer solchen Handlungstheorie des Selbstwissens, auseinandersetzen. Im zweiten Teil des Seminars wollen wir die Idee praktischen Wissens genauer untersuchen, die in dieser Diskussion zum Einsatz kommt. Wir werden hierbei insbesondere den Rückverweisen der aktuellen Diskussion auf Motive der kantischen und hegelschen Philosophie nachgehen. Die Arbeitshypothese, die das Seminars prüfen will, besagt, dass sich im Rückgriff auf diese Tradition ein komplexeres Bild hinsichtlich der Unmittelbarkeit und Spontaneität unseres praktischen Wissens ergibt. Insbesondere Hegel verdeutlicht, dass Wissen von unserem Tun wesentlich ein Moment der Veräußerung und Vermittlung einschießt und vom Wiedereintritt der theoretischen Erkenntnis in die praktische abhängt. – Das Seminar wendet sich an Masterstudierende sowie an fortgeschrittene Studierende im BA Vorkenntnisse der kantischen und post-kantischen Philosophie des Selbstbewusstseins und die Vertrautheit mit Grundzügen der relevanten Debatten zum Selbstwissen sind erwünscht.