Wir alle haben in unserem Leben bereits aus Teilnehmer*innenperspektive Erfahrungen mit Unterrichtsinteraktion gesammelt, wissen intuitiv, „wie Unterricht läuft“ (Breidenstein 2010: 870). Doch welche kommunikativen Praktiken im Detail zur Herstellung und Organisation dieser institutionellen Interaktion beitragen, ist wohl nur den wenigsten bewusst.

Die Konversationsanalyse (KA, vgl. Sidnell & Stivers 2013) hat sich schon in ihren frühen Jahren mit den Besonderheiten der Unterrichtsinteraktion befasst und u. a. die Organisation des Sprecherwechsels (vgl. McHoul 1978), die Sequenzorganisation (vgl. Mehan 1979) und die Reparaturorganisation (vgl. McHoul 1990) im Klassenzimmer untersucht. In jüngerer Zeit widmet sich die konversationsanalytisch ausgerichtete Unterrichtsforschung darüber hinaus dem Lernprozess als soziales und interaktionales Phänomen. Zurecht wächst nun seit einigen Jahren auch im Bereich der Lehrer*innenbildung das Interesse an der konversationsanalytischen Forschungsarbeit und Methode (vgl. Heller & Morek 2018; Schmitt 2011).

In diesem Seminar werden wir uns aus konversationsanalytischer Perspektive mit der sozialen Organisation von Unterrichtsinteraktion in ihrer multimodalen (d. h. sprachlichen, körperlich-visuellen, räumlichen und materiellen) Ganzheit auseinandersetzen. Ziel ist, dass die Seminarteilnehmer*innen im Laufe des Semesters eigene Forschungsprojekte zum Themenbereich entwickeln. Durch die Lektüre und Besprechung relevanter Grundlagentexte und empirischer Studien sowie die Durchführung sequenzieller Analysen anhand authentischer Unterrichtsdaten werden hierfür eingangs die theoretisch-methodischen Grundlagen gelegt.