Sozialisation ist kein rein individueller Prozess, sondern findet immer im Kontext gesellschaftlicher Strukturen und Verhältnisse statt. Dabei geht es nicht nur um das Erlernen von Wissen, sondern auch um die Vermittlung von Werten, Normen und gesellschaftlichen Ordnungen, die in unterschiedlichen Sozialisationskontexten wirksam werden – von der Familie über Bildungseinrichtungen bis hin zu (sozialen) Medien. Obwohl sich diese Kontexte in Inhalt und Form unterscheiden, wirken sie oft als Vermittlungsinstanzen gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse und tragen damit wesentlich zu deren Reproduktion bei. Vor diesem Hintergrund erfordert ein kritisches Verständnis von Sozialisation die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen sie stattfindet. Dazu gehören neben Klassenverhältnissen auch Diskriminierungsformen und Abwertungslogiken, die sich in Sozialisationsprozesse einschreiben. Zugleich verlaufen diese Prozesse nicht linear – sie können auch Räume für Widerspruch, kritisches Denken und Emanzipation eröffnen. Das Seminar beschäftigt sich daher mit den Bedingungen und Potenzialen von Sozialisation und fragt, wie Bildungsprozesse herrschende Verhältnisse nicht nur bestätigen, sondern auch hinterfragen und verändern können.

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