Der Grenze kommt als transdisziplinärer Kategorie schon seit Längerem ein erhöhtes Interesse verschiedener Wissenschaftsdisziplinen zu. Grenzen können in Texten als „Transit- oder Kontaktzonen“, als „kontaminierte“ oder auch „unwirtliche Landschaften“ erzählt werden und zugleich als Räume vielschichtiger kultureller, ethnischer, religiöser Verflechtungen Abgrenzungsstrategien aufbrechen und Offenheit erzeugen. So werden sie häufig zum „Verhandlungsraum“ für Grenzen wie Geschlecht, Leben und Tod oder auch Genres.

Den Ausgangspunkt der Seminardiskussion bilden zwei Erzähltexte, die als realen Grenzraum den Osten und Südosten Polens berühren: „Droga 816“ (Straße 816) von M. Ksiazek und „Przewóz“ (Grenzfahrt) von A. Stasiuk. An der westlichen Grenze Polens ist geografisch K. Kuszyks Buch „Poniemieckie“ (In den Häusern der anderen) zu verordnen. Eine inzwischen unsichtbare historische Grenze verläuft durch den an symbolischen Grenzen überbordenden Roman „Siódemka“ (Sieben) von Z. Szczerek. Neben diesen Erzähltexten, die auszugsweise für die Seminarsitzungen zu lesen sind, rücken im letzten Viertel des Seminars aktuelle Auseinandersetzungen mit der Außengrenze der EU in Reportage und Film („Green border“) in den Mittelpunkt.