Gerade in heutiger Zeit sind Flucht und Migrationen wieder an der Tagesordnung. Religiöse Verfolgung und Intoleranz führten schon in der Frühen Neuzeit zu Fluchtbewegungen und Migration. Im brandenburgisch-preußischen Staat fand nach der Aufhebung des Toleranzediktes von Nantes (1598) durch König Ludwig XIV. von Frankreich und dem Potsdamer Aufnahmedikt des Großen Kurfürsten (1685) eine der größten Einwanderungsbewegungen seiner Geschichte statt. Etwa 16.000 französische Hugenotten entschieden sich zur dauerhaften Etablierung und Existenzgründung in Brandenburg-Preußen. Abgesichert durch Privilegien, bildeten diese eine protestantische Diasporagruppe, in den teilweise noch vom Dreißigjährigen Krieg gezeichneten Städten und Dörfern. Die Geschichte Brandenburg-Preußens im späteren 17. und 18. Jahrhundert wurde durch die Hugenotten entscheidend geprägt. Deren Einflussnahme auf Handwerk und Gewerbe, Manufakturgründungen und die Einführung neuer Produktionstechniken setzten Impulse für die brandenburg-preußischen Wirtschaft. Ansiedlung, Kirchenbau, Luxusgüterproduktion sowie Landes- und Residenzausbau brachten weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Der Einfluss der Hugenotten auf Wirtschaft, Militär, Kunst, Sprache und Kultur ist unverkennbar. Dies wird Thema der Lehrveranstaltung sein, in deren Fokus die Lektüre zeitgenössischer Quellen stehen wird.
Die als dreitätiger Block angelegte Lehrveranstaltung findet in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Susanne Brockfeld vom Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem statt. Aus diesem Grund ist am zweiten Tag (Mittwoch, der 14. August) eine ganztägige Exkursion zum Dahlemer Archiv (Archivstraße 12–14, 14195 Berlin) vorgesehen (10 Uhr bis 18 Uhr). Frau Dr. Brockfeld, ihre Kolleginnen und Kollegen werden die Studierenden in die Arbeitsweise eines Archivs einführen, durch das Archiv führen und auch, zum Teil mit Originalakten, einige archivpraktische und archivpädagogische Übungen am Beispiel des Seminarthemas erläutern.
- Kursleiter*in: Prof. Dr. Matthias Asche
- Kursleiter*in: Fleur-Christine Schröder