Nach einem Rückblick auf Kriege und Kooperationen im Ostseeraum im Lauf der Jahrhunderte konzentriert sich das Seminar auf die letzten ca. 50 Jahre: Während des Kalten Krieges wurde die Ostsee von der Sowjetunion - natürlich im Interesse von Nutzungs- und Zugangsbeschränkungen - zu einem "Meer des Friedens" erklärt, obwohl sie ein Ort der Konfrontation war. Nach dem Ende des Kalten Krieges gab es eine große "Regionsbildungs"-Euphorie und Hoffnungen auf die Entwicklung des Ostseeraums zu einem "einheitlichen Territorium und beispielhaften Projekt der Kooperation, des Friedens und der Verständigung (Hecker-Stampehl et al. 2004). In Estland, Lettland und Litauen weiß man aus historischer Erfahrung, wie brüchig diese Vision war.
Spätestens seit dem Beginn von Putins Präsidentschaft sind Fragen der elementaren Sicherheit wieder in den Vordergrund gerückt. Das ist nun auch von denen erkannt, die lange den baltischen Staaten rieten, wegen Russland „nicht hysterisch“ zu werden.
Die Befreiung und Wiedererlangung der Souveränität Estlands, Lettlands und Litauens war ein historisches Wunder, ebenso wie die nie erwartete Wiedervereinigung Deutschlands. Doch in der Sicherheitspolitik blieb nicht viel Zeit zum Feiern. Die Wahrung der Sicherheit und Unabhängigkeit der neuen unabhängigen Nationen im Schatten Russlands war eine gewaltige Aufgabe für die Regierungen.
Seit der offenen russischen Aggression gegen die Ukraine sind auch die Besorgnisse der exponierten baltischen Staaten recht real, und die NATO hat ihre Konsequenzen gewogen. Andererseits wird durch den NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens die Ostsee zum mare nostrum des NATO; Skandinavien und das Baltikum werden in stärkerem Maße als Einheit Einheit wahrgenommen.
Das Seminar widmet sich den verschiedenen Aspekten der Sicherheitspolitik der Ostseenanrainer im Rahmen der NATO vor allem gegenüber der Bedrohung durch Russland
- Kursleiter*in: Dr. Klaus Wittmann