Affektivität ist die Fähigkeit, affiziert (oder berührt) zu werden und
zu affizieren (also zu berühren). Affekte gelten oftmals nur als ein
anderes Wort für Emotionen, doch genau hier liegt eine Schwierigkeit,
auf die wir im Seminar eingehen werden. Denn wie zu zeigen sein wird,
sind Emotionen bereits hochgradig vermittelte Affekte. Zur Affektivität
kommt, wenn wir uns mit ihr auseinandersetzen, immer schon die
Medialität hinzu. Affekte werden durch Medien sowie durch Techniken
bearbeitet, hervorgerufen, produziert, gedämpft, bekämpft, reguliert und
moduliert. Zur Medialität kommt also auch die Technizität hinzu, was
insbesondere dann deutlich wird, wenn wir auf die Technikentwicklung
eingehen und uns überlegen, was sich durch neue Technologien und Bezug
auf unseren Umgang mit Affekten verändert. Zwischen der Affektlenkung
durch Rituale (die es bereits in prähistorischen Zeiten gab) und der
Affekterkennung durch sensorisch ausgerüstete, medientechnische
Umgebungen liegt eine lange Geschichte, für die dieses Seminar ein
Bewusstsein schaffen will.
Die Veranstaltung ist als Hybrid zwischen Vorlesung und Seminar
angelegt. Es wird eine begleitende Lektüreaufgaben geben (inklusive
einer Reading Response als Testat), doch wird jede Sitzung durch einen
längeren Impulsvortrag eingeleitet.
Das Seminar wird sich auch mit den affekttheoretischen Texten von
Marie-Luise Angerer auseinandersetzen, insbesondere mit "Vom Begehren
nach dem Affekt" (2007) und "Affektökologie" (2017).
- Kursleiter*in: PD Dr. Bernd Bösel