Dieses Seminar widmet sich Vorgängen des Erscheinens und Verschwindens als ästhetische, technische und ontologische Operationen in technischen und nicht-technischen Medien, der bildenden und darstellenden Kunst, im Film, auf der Bühne und im Digitalen.
Relevant sind dabei zwei Ebenen, die anhand historischer und aktueller Fallbeispiele analysiert werden: Kippfiguren oder Trompe-l'œil in der Malerei lassen ebenso wie Bühnentechniken wie Falltüren, Vorhänge oder Licht Menschen und Objekte erscheinen oder verschwinden, hervor- und zurücktreten. Der Film lässt Doppelgänger physisch Abwesender auf Leinwänden erscheinen und bietet zudem – angefangen mit dem Stopptrick – eine Reihe von Spezialeffekten als Techniken des Erscheinens und Verschwindens.
Eine zweite Ebene betrifft die Medientheorie, die sich seit McLuhan mit der Doppeloperation des Verschwindenlassens (des Mediums) zugunsten des Erscheinenlassens (des Inhalts) befasst - ein Vorgang, der im Kern aller Medialität liegt. Mit Blick auf die o.g. Beispiele untersuchen wir also auch, wie Medialität wirkt, i.S.v. was jeweils verschwinden muss, damit etwas anderes erscheinen kann und inwiefern diese Vorgänge selbst medial reflektiert werden. Während die „Gemachtheit“ der Inszenierung beispielsweise im traditionellen Film und Theater zum Verschwinden gebracht wird, wird sie in der Avantgarde oft hervorgekehrt: die vierte Wand wird durchbrochen, der Kameraschwenk zeigt das Ende der Kulisse, das Boom Mikrofon usw.