Das Seminar blickt auf die multikulturellen osteuropäischen Metropolen (St. Petersburg, Kyjiw, Minsk, Vilnius) als „Palimpsest“ – ursprünglich eine Überlagerung verschiedener Texte auf einem Blatt Pergament; in der Urbanistik und in Memory Studies eine Metapher komplexer, widersprüchlicher geschichtlich-kultureller Verflechtungen. An Beispielen aus der russischen, belarusischen, ukrainischen, polnischen und litauischen Literatur, Fotografie und Populärkultur der letzten zwei Jahrhunderte werden wir einige kulturhistorische Mythen, Narrative und Identitätsmodelle analysieren, die um die multikulturellen Metropolen Osteuropas entstanden sind. Auf diese Weise werden wir versuchen, das osteuropäische urbane Palimpsest lesen zu lernen. Warum wird Kyjiw oft als „Mutter der russischen Städte“ bezeichnet? Gibt es tatsächlich einen „Petersburger“ oder „Leningrader“ Text? Was ist das „Minsker Phänomen“? Wo endet das „Jerusalem des Nordens“ und wann beginnt die „unglücklichste Hauptstadt Osteuropas“ – Vilnius? Diesen und anderen Fragen werden wir in den einzelnen Sitzungen nachgehen.


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