Mit seiner dichterischen Übertragung der epikureischen Lehre galt der römische Philosoph Titus Lucretius Carus lange Zeit als Kuriosum der Philosophiegeschichte. Nicht nur führt Lukrez in seinem Text in die Atomlehre ein, er zeigt auch, warum es keine Götter gibt und warum wir den Tod nicht fürchten müssen. Im Seminar werden wir Auszüge aus seinem Hexametergedicht Über die Natur der Dinge diskutieren. Darin verfolgt Lukrez die These, die Welt wird vom Zufall beherrscht. Wie dieser Zufall zu denken ist, und welche Auswirkungen Lukrez’ Theorie des freien Willens hat, wird Gegenstand unseres Seminars sein. Da es sich nicht um ein strenges philosophisches Traktat handelt, sondern um ein Gedicht, genauer um einen Hymnus zu Ehren der Göttin Venus, werden wir uns außerdem damit beschäftigen, was es mit dieser Form auf sich hat, und warum Lukrez seinen Text – der nicht zuletzt ein Text über die Sterblichkeit ist – ausgerechnet der Göttin der Lust und der Liebe widmet.