Die belarussische Literatur ist im Westen bis heute in vielerlei Hinsicht terra incognita. Dabei hat aber die Art und Weise, wie belarussische Schriftsteller:innen trotz politischer Repression, wirtschaftlicher Probleme und sprachlicher Hindernisse künstlerische Freiräume behaupten, ein einmaliges literarisches Feld kreiert. Literatur spielt in Belarus eine tragende Rolle für die Aushandlung nationaler Identität und die Auslotung von Widerstandspotentialen.
Im Seminar wird dieses literarische Feld erkundet. Dabei wird der Fokus auf die Auseinandersetzung mit literarischen Primärtexten gelegt, auf Werke von Schriftsteller:innen wie Al’herd Bacharevic, Vol’ha Hapeeva, Viktar Marcinovic, Julja Cimafeeva oder Eva Veznavec. Dabei werden die unterschiedlichen Blickwinkel erkundet, die deren Literatur auf Themen wie Autorschaft, (Post-)Kolonialismus, Gender, die belarussische Geschichte und Sprache entwickelt. Dazu werden Bögen geschlagen in Vergangenheit und Gegenwart: Zur Geschichte der belarussischen Literatur und ihrer Rolle in der Sowjetunion sowie zu den Protesten im Jahr 2020 und den Möglichkeiten, die diese eröffnet haben.