Überzeugt von der Vernünftigkeit und Erziehbarkeit aller Menschen entwickelten die Philanthropen ein Erziehungsprogramm, das Menschenliebe als wichtigste Voraussetzung für gelingende Erziehung bestimmte. Aufgabe von Bildung und Erziehung war es, dass das Individuum befähigt wurde, sein Leben praktisch bewältigen zu können, dabei glücklich zu sein und zugleich dem Gemeinwohl zu dienen. Die zu diesem Zweck entwickelten innovativen Unterrichtsreformen, die in privaten wie öffentlichen Schulen erprobt wurden, nahmen die wesentlichen Ideen der um 1900 entstandenen Reformpädagogik vorweg.
Wir werden im Seminar Theorie und Praxis des Philanthropismus aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Dabei werden als wichtige Vertreter insbesondere Basedow, Campe, Salzmann und von Rochow behandelt, an denen auch der neuzeitlich-moderne Erziehungskonflikt zwischen der gesellschaftlichen Brauchbarkeit (Gemeinnützigkeit, Sittlichkeit) und der individuellen Freiheit (Selbstentfaltung, Glücksstreben) problematisiert werden soll.