Die Zukunft der europäischen Einigung scheint gegenwärtig so offen wie lange nicht mehr. Nach Euro- und Flüchtlingskrise, dem Brexit und Konflikten um Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit scheint vieles möglich – von einem Auseinanderbrechen bis zu einer ambitionierten Neuformatierung der EU unter der Führung einer reformwilligen Staatengruppe in einem Kerneuropa. Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs stellt sich zudem die Frage neu, ob und inwiefern die EU ein geopolitischer Akteur ist bzw. sein sollte. Viele der gegenwärtig diskutierten Europakonzepte haben dabei tiefe historische Wurzeln. In diesem Kurs wollen wir einige Schlüsselquellen zu den diversen Europakonzepten des 20. Jahrhunderts lesen und diskutieren. Wie wurde in der Vergangenheit über die Zukunft Europas nachgedacht und wie könnte die EU von heute an diese Konzepte anknüpfen?
Das Kursprogramm ist chronologisch aufgebaut. Es reicht von den deutschen Mitteleuropa-Vorstellungen am Vorabend des Ersten Weltkriegs, über die Paneuropa-Visionen der Zwischenkriegszeit, Konzepte zur Schaffung eines neokolonialen „Eurafrikas” bis zu verschiedenen Konzepten für ein supranationales Europa, die der heutigen EU zugrunde liegen. Dabei sollen nicht nur die "großen Männer" zu Wort kommen, sondern auch Texte von visionären Frauen analysiert werden.
- Kursleiter*in: Victor Henri Jaeschke