Ihr seid nun einigermaßen damit vertraut, wie syntaktische Theorien aussehen. In diesem Kurs werdet ihr nun selbst die wissenschaftliche Methode als Datengenerierer erleben. Dazu braucht ihr einerseits Kenntnisse zu syntaktischen Theorien und Phänomenen, damit ihr wisst, wonach ihr bei der Erforschung der Syntax einer Sprache überhaupt suchen wollt, und damit ihr die theoretischen Konsequenzen von bestimmten Annahmen und Befunden einschätzen könnt. Dazu werdet ihr schon bestehende Daten mithilfe der Theorien analysieren. Diese theoretischen Aspekte werden in `Kurs 1' behandelt. Andererseits benötigt ihr auch die Fähigkeit zu überprüfen, ob eine Sprache ein bestimmtes Phänomen aufweist, und wie dieses Phänomen in einer bestimmten Sprache aussieht, um Theorien empirisch zu falsifizieren. In anderen Worten: ihr müsst in der Lage sein, neue Daten zur Syntax einer Sprache zu erheben, zum Beispiel indem ihr Satzmaterial in einer fremden Sprache konstruiert. Außerdem müsst ihr euch auch langsam darauf vorbereiten, Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu werden und die entsprechenden Kulturtechniken zu erwerben, so etwa das Einreichen von Abstracts bei einer Konferenz. Um die syntaktischen Feldforschungskompetenzen und den wissenschaftlichen Kulturtechniken wird es in `Kurs 2' gehen.

Das syntaktische Problemfeld bilden dabei vor Allem Probleme der Wortstellung -- wirklich jede Sprache hat eine Wortstellung, und so kann sie auch in jeder Sprache untersucht werden. Das theoretische Problem ist dabei jedoch, dass die Wortstellung nicht immer den hierarchischen Beziehungen zwischen Elementen im Satz entspricht. Die Grundstruktur eines Satzes muss also häufig über Umwege festgestellt werden.


Eure Fähigkeit, Theorien und Phänomene zu verstehen, werdet ihr dadurch unter Beweis stellen, dass ihr gründlich recherchierte Wikipediaartikel dazu verfasst; das ist also euer Leistungsnachweis für Kurs 1. Eine weitere Möglichkeit darüber stimmen wir ab besteht darin, eine Präregistrierung eurer Erhebung auf OSF vorzunehmen. Eure Fähigkeit zur empirischen Falsifizierung von Theorien mithilfe neu erhobener Daten stellt ihr auf einer Kurs-Konferenz unter Beweis: wir veranstalten eine kurseigene Konferenz bei der ihr eure Forschungsergebnisse vorstellt. Der Leistungsnachweis für Kurs 2 ist dabei dann das Handout, dass ihr für die Konferenz erstellt.

Die Kurse sind aufeinander abgestimmt und es ist empfehlenswert, Kurs 1 und Kurs 2 zu belegen. Falls ihr nur 6LP benötigt, ist es empfehlenswerter Kurs 1 zu belegen, da es weniger von Kurs 2 abhängig ist als Kurs 2 von Kurs 1 abhängig ist. Falls ihr nur 6LP benötigt und schon eine Idee für ein syntaktisches Forschungsprojekt habt, dann ist es empfehlenswert nur Kurs 2 zu belegen.