Im 21. Jahrhundert werden Mädchen und Jungen in Europas öffentlichen Schulen überwiegend gemeinsam erzogen. Dagegen bestand jahrhundertelang ein Konsens darüber, dass Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet werden sollten, und es bedurfte eines langen Prozesses, die Koedukation gesellschaftlich durchzusetzen.

Im Seminar werden wir anhand ausgewählter Texte rekonstruieren, wie in den letzten 250 Jahren die Geschlechtertrennung und der Bedarf an spezifischen Mädchenbildungseinrichtungen theoretisch begründet und öffentlich debattiert wurden. Dabei werden wir die Entwicklung von einer allmählichen Etablierung von Mädchenbildungseinrichtungen bis hin zur Durchsetzung der Koedukation im 20. Jahrhundert erarbeiten. Zum Abschluss werden wir uns mit der bildungspolitischen Kontroverse um Koedukation beschäftigen, die den empirisch aufgezeigten Unterschieden der Bildungs­interessen, -leistungen und -chancen von Jungen und Mädchen geschuldet ist.